Was
tut ein Mann mit übergroßem Ego, überreicher musikalischer Begabung und
einem Haß auf seine Vaterstadt, hier München? Er schreibt eine Oper. Dazu
nimmt er eine Geschichte, irgendwann in alter Zeit, in der Kunrad der
Ebner von der Stadt, auch hier München, geschmäht und von der Liebsten
verspottet wird, und welcher sich rächt, indem er der Stadt durch Zauber
das Licht raubt, bis die Schöne sich ihm hingibt. Dies aber nicht, bevor
er nicht allen deutlich die Meinung gesagt hätte. Ebenfalls nimmt er Musikzitate
und Libretto-Anspielungen, reichlich von beidem, von dem Komponisten,
der nicht nur Vorbild („Meistersinger“), sondern Übervater ist, und komponiert
unter reichlich Einsatz des eigenen Talentes die „Feuersnot“ des Richard
Strauss.
Hellmuth
MATIASEK nimmt in seiner Inszenierung für das Gärtnerplatztheater Rücksicht
auf das Münchner Gemüt. Die Stadt ist kaum zu erkennen, mal eine kleine
Bavaria im Hintergrund oder eine schwarz-gelbe Fahne, ansonsten könnte
es jede Stadt sein, die sich in den kantig expressionistischen Bildern
spiegelt (Bühne: Heinz HAUSER). Aber das Strauss sich selbst als Kunrad
sah, daran läßt Matiasek keinen Zweifel. Gleich zu Beginn stürzt jener
verzweifelt aus der Tür der Villa Wahnfried und beginnt, heftig zu komponieren.
Schnauzbart und Haarschnitt sind ebenfalls eindeutiges Indiz für den jungen
Strauss. Die Inszenierung verläuft sich allerdings nach diesem vielversprechenden
Beginn zwischen Rapunzelhaar, Trachtenansammlungen und wallenden Rheintöchtern,
ohne wirklich Biß zu entwickeln. Einzig wenn das Licht verschwindet, entsteht
ein bis in den Zuschauerraum fließender hell-dunkler Tunnel (Licht: Georg
BOESHENZ), der die Magie wirkungsvoll bedrohlich in Szene setzt.
Die
selten gespielte Oper, die letzte Münchner Inszenierung liegt gut 20 Jahre
zurück, erfordert einen immensen Aufwand. Chor und Extrachor und ein so
großes Orchester, daß man vom Gärtnerplatz ins Prinze wechseln mußte,
bringen Mensch und Material an ihre Grenzen. Während David STAHL mit seinem
ORCHESTER traumhaft musiziert, vom spielerischen Walzer bis zum monumentalen
Ausbruch, und die Klanggewalten immer wunderbar transparent hält, sind
die beiden Sänger der Hauptpartien mit ihren Rollen doch etwas überfordert.
Sowohl
Elizabeth HAGEDORN als Jungfer Diemut als auch Thomas GAZHELI als Kunrad
haben große Mühe in der Höhe, was sich nicht zuletzt vernichtend auf die
Textverständlichkeit auswirkt. Wie anders da der Bürgermeister Sentlinger,
Diemuts Vater, von Christoph STEPHINGER. Hier ist jedes Wort zu verstehen
und die Stimme in jeder Lage ein Genuß. Auch die zu Rheintöchtern mutierten
Freundinnen Diemuts Elsbeth (Merit OSTERMANN), Wigelis (Regine MAHN) und
Margret (Olivia POP) bilden einen schönen Zusammenklang.
Vielleicht
kann man auch diesmal wieder ein paar Jahre geduldig auf die nächste Auseinandersetzung
mit der „Feuersnot“ warten...
Kerstin Schröder
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