Immer
noch unter dem Motto „Altes Testament und Psalm“ gab es diesmal zu beiden
Themen je ein Werk.
Den
Beginn machte die Vertonung des 130. Psalm „Du fond de l’abîme“ der viel
zu früh verstorbenen Lili Boulanger. Das zwischen 1911 und 1917 entstandene
Werk zeigt die große Souveränität der zu Beginn der Arbeit weit unter
zwanzigjährigen Komponistin. Nicht nur erlaubt sie sich textlich in die
biblische Vorlage einzugreifen, sondern besonders beeindruckt ihre Fähigkeit
durch die Stimmen und die Musik, die Stimmung des Textes zu potenzieren.
Die Darstellung der Zerrissenheit zwischen Todesangst und immer wieder
Hoffnung muß der schwer kranken Komponistin aus tiefstem Herzen gekommen
sein. Das sie dabei auch die musikalischen Mittel beherrscht bis hin zu
einem Aufschrei, der die Akustik der Herz-Jesu-Kirche fast sprengt, gibt
dem Stück für Alt (Birgitta SVENDÉN), Tenor (ein kurzer Auftritt für Daniel
KIRCH), Chor und Orchester seine Eindrücklichkeit. Der CHOR DES BAYERISCHEN
RUNDFUNKS war leider im Französischen nicht so textverständlich wie sonst
gewohnt, aber Gustaf SJÖKVIST leitete das MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER in
sicherem Zusammenklang der Protagonisten.
Das
alte Testament war vertreten durch die Lebensgeschichte Moses’, ein Oratorium
für Soli, Chor und Orchester des Schweden Sven-David Sandström. Dieses
1997 zur 300-Jahr-Feier des Osloer Doms uraufgeführte Werk, zeigt den
Lebensweg Moses’ in zwölf Stationen. Das Stück überzeugt im Zusammenklang
von Stimmen und Musik, besonders wenn die fünf Solisten (strahlend innig:
Jeanette KÖHN; Birgitta Svendén, Daniel Kirch, Karl-Magnus FREDRIKSSON
und Paolo BATTAGLIA) im Ensemble singen oder der Chor in der Szene des
brennenden Dornbuschs beschwörende Formeln intoniert. An diesen Stellen
ist das Stück von beeindruckender Dichte, die leider nicht über die gut
eine Stunde der Aufführung anhält. Zudem wirkt das englische Libretto
(Text: Eyvind Skeie) stellenweise hölzern und geht nicht allen Sängern
leicht über die Lippen.
Ein
sehr heterogenes Konzert also als Abschluss, bevor im neuen Jahr das Motto
„Apokalypse“ die nächsten Konzerte der Paradisi Gloria prägen wird. KS
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