Eigentlich
hätte der Nachmittag mit Busonis dunkel wabernden Nocturne Symphonique,
op. 43 beginnen sollen. Aber aus technischen Gründen entschied man sich
kurzfristig für die „Träumerei am Kamin, symphonisches Zwischenspiel“
aus Richard Strauss‘ Oper „Intermezzo“. Und dieses Stück paßte ja auch
so viel besser zum Nachmittag, zum Muttertag und zum darauffolgenden Werk,
wo beide Opern doch Eheprobleme mit Versöhnung und glücklichem Ende zum
Inhalt haben.
Es
folgte nach der Pause eine spritzige dreiviertel Stunde, in der Renato
BRUSON als Graf Gil reichlich Gelegenheit hatte, seiner, mit Unschuldsmiene
dreinschauenden Frau Susanna (Judith HOWARTH) Eifersuchtsausbrüche zu
liefern, nachdem er im trauten Heim den Tabakgeruch eines vermeintlichen
Nebenbuhlers riecht. Wie wunderbar leicht, wie wunderbar böse ist die
Musik Ermanno Wolf-Ferraris, immer spritzig, immer auf den Punkt. Natürlich
wäre es nett gewesen, das Corpus delicti, das Geheimnis, die Zigarette,
die die Dame ja selber raucht, auch leibhaftig auf der Bühne zu sehen,
aber beide Sänger schufen eine Atmosphäre, die darüber hinweg half.
Dank
ihrer und der, vielleicht etwas zu ausführlichen, Einführung durch den
Dirigenten Friedrich HAIDER, fiel es trotz der italienischen Sprache nicht
schwer, dem Geschehen zu folgen und es zu genießen. Auch an diesem Sonntag
bestätigte sich damit wieder der Geheimtipp-Charakter der Reihe „Vorhang
auf!“ des MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTERs.
Ein
gelungenes Programm mit dieser 1909 in München uraufgeführten Oper, vor
leider viel zu wenigen, aber jubelnden Zuschauern.
Kerstin Schröder
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