Auch
diesmal grub die Reihe „Vorhang auf!“ des MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTERs
selten Gespieltes aus, wenn auch von einem prominenten Komponisten. Mozarts
„Schauspieldirektor“ ist ja auch eher schwierig auf die Bühne zu bringen.
Da gibt es bis zu neun Sprechrollen und nur ganze vier Gesangsstücke.
Für eine konzertante Aufführung mit einem Sprecher (Zwischentexte: Thomas
Schulz) allerdings wie gemacht. Durch den Erzähler bringt es das Stück
auf gut 35 Minuten, die von Johannes HITZELBERGER lebendig gestaltet wurden.
Daneben
war das Spiel der beiden Diven Madame Herz (Claudia BARAINSKY) und Mademoiselle
Silberklang (Laura CLAYCOMB) das Zentrum der Aufführung. Das Gift, das
sich die beiden optisch und stimmlich entgegen schleuderten, stand förmlich
im Raum. Was macht es da, daß es Frau Barainsky an Leichtigkeit vermissen
ließ, und sie mit der extremen Höhe doch etwas haderte. Auch die Herren
(Thomas HARPER als Monsieur Vogelsang und Lars WOLDT als Buff) blieben
dabei hinter den Damen zurück. Nur im Ensemble konnten dann alle vier
noch einmal zeigen, daß man nicht einer Meinung sein muss, um harmonisch
überzeugend und in Wohlklang miteinander zu singen. Sebastian WEIGLE führte
alle sicher durch das Stück.
Nach
der Pause wurde allerdings deutlich, woran sein Herz an diesem Nachmittag
wirklich hing. Die erste Symphonie von Hans Rott stand auf dem Programm,
die Weigle gerade mit dem Rundfunkorchester für die CD eingespielt hatte.
Und nicht nur in seiner Einführung, sondern auch im folgenden Konzert
war sofort deutlich, daß hier mit viel Liebe geprobt worden war.
Rott,
der auf Anraten Brahms’ den Abschluß am Konservatorium in Wien nicht bekam,
hat nur diese eine Symphonie vollendet, da er bereits mit 26 Jahren an
Verfolgungswahn leidend in der Irrenanstalt starb. In seiner Musik nimmt
der Bruckner-Schüler so ziemlich alle Strömungen der Zeit auf, ohne allerdings
zum reinen Sammelsurium zu verkommen. Da klingen Brahms, natürlich Bruckner,
aber auch Wagner deutlich hervor, aber eben auch mehr. Auch kann man hören,
daß Mahler sehr von Rott angetan war, hat er doch einiges später für sich
adaptiert. Die gut fünfzigminütige Symphonie bildet so einen Baustein
zwischen den Zeiten, fast so etwas wie ein Resümee und gleichzeitig einen
Ausblick. KS
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