„DER SCHAUSPIELDIREKTOR“ u. a. - 7. Dezember 2003

Auch diesmal grub die Reihe „Vorhang auf!“ des MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTERs selten Gespieltes aus, wenn auch von einem prominenten Komponisten. Mozarts „Schauspieldirektor“ ist ja auch eher schwierig auf die Bühne zu bringen. Da gibt es bis zu neun Sprechrollen und nur ganze vier Gesangsstücke. Für eine konzertante Aufführung mit einem Sprecher (Zwischentexte: Thomas Schulz) allerdings wie gemacht. Durch den Erzähler bringt es das Stück auf gut 35 Minuten, die von Johannes HITZELBERGER lebendig gestaltet wurden.

Daneben war das Spiel der beiden Diven Madame Herz (Claudia BARAINSKY) und Mademoiselle Silberklang (Laura CLAYCOMB) das Zentrum der Aufführung. Das Gift, das sich die beiden optisch und stimmlich entgegen schleuderten, stand förmlich im Raum. Was macht es da, daß es Frau Barainsky an Leichtigkeit vermissen ließ, und sie mit der extremen Höhe doch etwas haderte. Auch die Herren (Thomas HARPER als Monsieur Vogelsang und Lars WOLDT als Buff) blieben dabei hinter den Damen zurück. Nur im Ensemble konnten dann alle vier noch einmal zeigen, daß man nicht einer Meinung sein muss, um harmonisch überzeugend und in Wohlklang miteinander zu singen. Sebastian WEIGLE führte alle sicher durch das Stück.

Nach der Pause wurde allerdings deutlich, woran sein Herz an diesem Nachmittag wirklich hing. Die erste Symphonie von Hans Rott stand auf dem Programm, die Weigle gerade mit dem Rundfunkorchester für die CD eingespielt hatte. Und nicht nur in seiner Einführung, sondern auch im folgenden Konzert war sofort deutlich, daß hier mit viel Liebe geprobt worden war.

Rott, der auf Anraten Brahms’ den Abschluß am Konservatorium in Wien nicht bekam, hat nur diese eine Symphonie vollendet, da er bereits mit 26 Jahren an Verfolgungswahn leidend in der Irrenanstalt starb. In seiner Musik nimmt der Bruckner-Schüler so ziemlich alle Strömungen der Zeit auf, ohne allerdings zum reinen Sammelsurium zu verkommen. Da klingen Brahms, natürlich Bruckner, aber auch Wagner deutlich hervor, aber eben auch mehr. Auch kann man hören, daß Mahler sehr von Rott angetan war, hat er doch einiges später für sich adaptiert. Die gut fünfzigminütige Symphonie bildet so einen Baustein zwischen den Zeiten, fast so etwas wie ein Resümee und gleichzeitig einen Ausblick. KS