Auch
wenn ein Schloß sich als Kulisse für Verdis Rigoletto anbieten würde,
so ist doch dieses Schloß eigentlich ein festes Zelt. Und in diesem hat
das ORPHEUS ENSEMBLE MÜNCHEN ein neues Zuhause gefunden.
Die
erste Produktion dort macht neugierig. „Rigoletto“ in einer schlichten
etwas plakativen Inszenierung von Marianne LOY, auf dem Wagen eines Straßentheaters
und in die heutige Zeit geholt. Da wird die Amme zum weiblichen Bodyguard,
Monterone zum Prolo im Feinrippunterhemd und Rigoletto selbst zum Stand-up-Comedian
in der Spaßgesellschaft. Aber es funktioniert.
Mit
nur zwölf Musikern unter der Leitung von Markus ELSNER spielt hier ein
junges und internationales Ensemble Verdis Klassiker in durchaus akzeptabler
Akustik. Das Engagement der Darsteller ist deutlich und die Nähe zum Publikum
eine neue Perspektive. Denn ohne Graben, das Orchester ist neben der Bühne,
ist man quasi mitten in der Handlung.
Auch
die Stimmen können sich hören lassen. Besonders Hanbo JEON als Herzog
bietet allen tenoralen Schmelz auf als großer Verführer und spielt mit
sichtlichem Genuß. Petteri FALCK in der Titelrolle würde man zu seinem
ausdrucksvollen Bariton ein bißchen mehr Mimik wünschen. Weiter seien
erwähnt Kathryn J. BROWN als Gilda in züchtiger Schuluniform, Avtandil
MEREBASHVILI, dem es als Sparafucile noch etwas an dunkler Tiefe fehlt
und Kimako Xavier TROTMAN (Marullo), Anton KLOTZNER (Borsa) sowie Martin
WETTGES (Ceprano).
Eine
weitere Spielstätte für Oper in München ist entdeckt. Man darf gespannt
sein, an was sich das Ensemble als nächstes versucht. KS
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