Das
vorletzte „Paradisi Gloria“-Konzert der Reihe „Kantate und Passion des
20. Jahrhunderts“ hatte zwei weltliche Kantaten prominenter Komponisten
des 20. Jahrhunderts zum Inhalt. Den Anfang machte Benjamin Brittens „Cantata
misericordium“, ein Stück, das er 1963 zum hundertjährigen Bestehen des
internationalen Roten Kreuzes komponiert hat, und dessen lateinischer
Text sich mit der Geschichte vom barmherzigen Samariter befasst. Der strahlende
CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS wurde der großen Menschlichkeit und Hoffnung
des Stückes voll gerecht.
Eine
Strahlkraft, die den beiden jungen Solisten Werner GÜRA und Christian
GERHAHER leider (noch?) abging. Heinz HOLLIGER dirigierte das MÜNCHNER
RUNDFUNKORCHESTER hier, wie auch bei den anderen Stücken des Abends mit
großem Einfühlungsvermögen.
Nach
dem instrumentalen Zwischenstück „Das Schweißtuch der Veronika“ von Marek
Kopelent folgte Béla Bartóks Cantata profana „Die Zauberhirsche“. Dieses
Stück, ebenfalls für Chor, Orchester und Tenor- wie Baritonsolo, erzählt
die Ballade aus einer rumänischen Weihnachtsliedersammlung, in der die
neun zur Jagd erzogenen Söhne eines Mannes während der Jagd selbst in
Hirsche verwandelt werden, was ihnen eine Rückkehr zu Vater und Mutter
unmöglich macht.
An
diesem Abend wurde ungarisch gesungen, was dem Stück und dem Klang nur
gut tun konnte. Leider waren auch hier die wiederum jungen Solisten für
die kleinen Abstriche am Gesamteindruck verantwortlich. Der Tenor Attila
FEKETE hatte Mühen in der Höhe, zugegeben ein schwieriger Part, und der
Bariton István Kovács legte in die Rolle des liebenden Vaters, der versucht,
seine Söhne zurück zu bekommen nicht genug Gefühl. Trotzdem, ein eindrücklich
komponierter Abend.
Kerstin Schröder
|