Die
Inszenierung von Dieter DORN ist nunmehr fünf Jahre alt, so daß sicherlich
von den ursprünglichen Intentionen des Regisseurs nicht mehr allzuviel
übrig sein dürfte. Jeder tut halt das, was er kann, wodurch das unterschiedliche
darstellerische Talent der Sänger sehr zu Tage tritt. Das Bühnenbild von
Jürgen ROSE ist ein mit wenigen Versatzstücken gefüllter, weiß ausgekleideter
Raum, mit mehreren Türen, von denen an diesem Abend einige klemmten. Für
das letzte Bild ist der Raum völlig leer, abgesehen von einigen Laken,
unter denen sich die Sänger zu verstecken haben. So wirklich entsteht
in diesem Moment weder Atmosphäre, noch erscheint es praktikabel, daß
versteckte Personen nicht entdeckt werden. Sehr gut hingegen die Gerichtsszene,
die tatsächlich etwas vom Ambiente eines Gerichtsflurs während des Wartens
aufs Urteil hatte. Die Kostüme (auch Jürgen Rose) waren immerhin kleidsam.
Von
den Hauptrollen konnte man an diesem Abend restlos glücklich nur mit Braut
und Bräutigam werden. Als Susanna bot Alison HAGLEY eine resolute, junge,
emanzipierte Dame, die genau weiß, was sie will. Die eigenwillig timbrierte
Stimme paßt zu dieser Interpretation ausgezeichnet; technisch gibt es
keinerlei Probleme, so daß es Spaß macht, ihr zuzuhören und -zusehen.
An ihrer Seite als Figaro Lucio GALLO, der trotz dramatischeren Repertoires
noch immer weiß, wie man Mozart singt, aber durchaus an passender Stelle
seinen Verdi-Bariton aufblitzen läßt. Hier ist insbesondere erwähnenswert"Aprite
un po' quegl'occhi". Darstellerisch war er unumstrittener Star des Abends,
gönnte sich keine Schonung, der leeren Bühne Leben einzuhauchen. Sein
nacktes Entsetzen ob Bartolos Vaterschaft war zwerchfellerschütternd.
Das
gräfliche Paar, auf dem Papier hochkarätig besetzt, konnte hier nicht
wirklich mithalten. Melanie DIENER als Gräfin blieb sehr allgemein, sie
vermochte kaum zu rühren. Bedenklich stimmte ihre Höhe, die speziell bei
"Dove sono" arg flackerte. Simon KEENLYSIDE als Graf sang sehr gepflegt
und sehr langweilig. Da gab es in der Arie keinen Wutausbruch, keine Emotionen.
Ihm fehlte es an dem herrischen Element, mehr oder weniger dekorativ in
der Gegend herumstehen ist nicht genug.
Cherubino
Monica BACELLI machte darstellerisch nichts verkehrt, konnte aber auch
keine wirklichen Akzente setzen. Gesanglich war es ähnlich, wobei sich
einige unschöne Töne vernehmen ließen. Tiziana TRAMONTI piepste sich durch
die Marcellina, ohne Eindruck zu hinterlassen. Letzteres gelang hingegen
Artur KORN als Bartolo. Er hinterließ einen schlechten Eindruck, wirkte
abgesungen und intonationsunsicher.
Bei
den kleinen Partien fiel Julia REMPE als Barbarina mit hübschem Sopran
auf. Ulrich REß (Basilio) machte stimmlich positiven und darstellerisch
einen überaus positiven Eindruck, Kevin CONNERS als Don Curzio zog alle
Register des Stotterns. Indiskutabel hingegen Alfred KUHN als Antonio
mit schlechtem Italienisch und unschöner Tongebung.
Dem
CHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER gelang es, bei der Erledigung der kleinen
Aufgabe, nicht so negativ aufzufallen, wie am Abend zuvor. Das BAYERISCHE
STAATSORCHESTER war hingegen wiederum bei den Bläsern erschreckend unsicher.
Zubin METHA leitete den Abend souverän, hielt die verschiedenen Temperamente
auf der Bühne gut zusammen. Er schöpfte aus dem Vollen, versuchte gar
nicht erst, einen übertrieben schlanken Klang zu schaffen, sondern ließ
mit Lust musizieren. MK
|