Das
Jahr 2008 begann für uns mit drei komischen Opern bzw. Operetten in drei
Häusern, dargeboten von unterschiedlicher Qualität.
Lüneburg
stellte Rossinis "La Cenerentola" auf den Spielplan. Grundsätzlich eine
für das Theater zu meisternde Aufgabe, allerdings hakte es nach mehreren
inszenatorischen Erfolgen gerade an der Regie. R.A. GÜNTHERs Inszenierung
fehlte es an Timing und Tempo, zwei für eine komische Oper unverzichtbare
Punkte; anderthalb wirklich gelungene Gags (Angelinas Clownfisch!) sind
für ein Stück von drei Stunden Länge zu wenig. Der Rest der Gags war schlichtweg
zu flach.
Das
Bühnenbild von Christian MASUTH hingegen war praktikabel, mit den Kostümen
von Jeanette SEILER konnte man gut leben. Problematisch war allerdings
die Entscheidung, wie in Lüneburg üblich, in deutscher Sprache zu spielen.
Gerade bei Rossini holpert es da doch beträchtlich, und der Parlandofluß
leidet.
Musikalisch
kam die beste Leistung von Annette PFEIFER in der Titelrolle. Wie sie
schon in Lübeck beweisen konnte, ist sie für Rossinis Mezzo-Heldinnen
eine Idealverkörperung mit einer gut durchgebildeten Stimme, sicheren
Höhen und Sinn für Pointen. Dazu ist sie auch noch eine ausgesprochen
agile Darstellerin, der man die von ihr verkörperten Figuren ohne weiteres
abnimmt.
Clorinda
und Tisbe wurden von Zdena FURMANCOKOVA, die immer dann besonders gut
ist, wenn sie herumzicken darf, und Ilona NYMOEN sehr erfreulich verkörpert.
Die beiden kamen sowohl stimmlich als auch vom Spiel her idealen Verkörperungen
der bösen Stiefschwestern sehr nahe.
Friedrich
von MANSBERG war als Ramiro vom Stimmlichen sicherlich grenzwertig, dafür
aber sehr sympathisch. Und es gibt mit Sicherheit kein Theater, an dem
man so charmante Ansagen hört, wie von ihm, als er nicht nur ankündigen
mußte, daß Ulrich Kratz nicht singen würde, sondern auch, daß der CHOR
erkrankt sei - aber nur die Tenöre. Statt Kratz sang dann Johannes BECK
den Dandini, der zwar aufgrund des Einspringens nicht ganz frei von Nervosität
zu sein schien, sich aber bestens einfügte, und mit ebenmäßigem Bariton
und passend schnöseligem Gehabe einen amüsanten falschen Prinzen auf die
Bühne stellte.
Hartmut
BAUER machte mit einer Stimme, die überraschende Koloraturfähigkeit aufwies,
und viel Präsenz alles aus dem Alidoro, der hier als Drahtzieher daueranwesend
ist. Man hätte sich gewünscht, daß man ihm den Magnifico überlassen hätte,
denn diese Partie litt sehr unter Urs MARKUS' vergeblichen Versuchen,
sich Rossini auch nur zu nähern oder wenigstens die Gesangslinie zu finden.
Dazu kam noch ein schwer erträgliches, aufgesetztes, gewollt komisches
Spiel, das leider im Vergleich zur natürlich spielenden restlichen Besetzung
nur noch negativer auffiel.
Der
dezimierte Chor und Extra-Chor (Leitung Deborah COOMBE) schlug sich wacker,
auch wenn verständlicherweise das Gleichgewicht unter den Stimmgattungen
nicht herzustellen war. Nezih SECKIN dirigierte die gut disponierten LÜNEBURGER
SINFONIKER mit Verve und soviel italienischem Flair, wie dies eine deutsche
"Cenerentola" hergibt. Trotz der nicht ganz unproblematischen Verhältnisse
gelang es ihm, den Abend reibungslos über die Bühne zu bringen. MK
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