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die Zeit des Teutonengrills und der Isettas entführt uns der „Liebestrank“
von Peter Dieter SCHNITZLER am Theater Lüneburg, eine von zwei Opernproduktionen
des Hauses in dieser Spielzeit. Die Tatsache, daß die von mir besuchte
Vorstellung, die 13. und letzte, und das an einem Sonntag, nahezu ausverkauft
war, zeigt, daß die Lüneburger ihr Theater mögen. Ich muß sagen, daß das
Niveau für ein Theater dieser Größenordnung doch sehr anständig ist.
Zwar
ist die Inszenierung nicht der große Wurf, man hätte mit den Klischees
ein wenig mehr spielen sollen (immerhin gab es eine originale Isetta!).
Teilweise zog es sich ein wenig, dennoch gab es eine Handvoll guter Einfälle,
so z.B. den Auftritt Belcores dessen Mini-Armee in Tarnanzügen hinter
ihrem Anführer auf die Bühne, eine Strandbar, die von Barbara BLOCH stilvoll
entworfen wurde, robben. Sabine MEINHARDT sorgte für die passenden Kostüme.
Der einzige Wermutstropfen war, dass man sich für eine deutsche Version
(Übersetzung Joachim Popelka) entschied, was dieser Oper ein gerüttelt
Maß an Italianita raubt.
Der
Nemorino von Karl SCHNEIDER besticht durch eine tolle Technik und gute
Differenzierung, jedoch knödelt er gerade in der Mittellage und Tiefe
ziemlich, was auf die Dauer etwas nervte. Außerdem ist mir seine Stimme
nicht „italienisch“ genug.
Einen
Belcore der allerfeinsten Art bot Ulrich KRATZ, der einen herrlich verschlagenen
Möchtegern-Casanova präsentierte. Ich wundere mich jedoch darüber, daß
er dort als Bariton agiert. An anderen Häusern hört man Sänger mit solchen
Stimmen als Nemorino...
Martin
EDELBAUERs Stärke liegt eindeutig in seinem erzkomödiantischen Spiel,
im Parlando und in der Textverständlichkeit. Leider kann er da stimmlich
und interpretatorisch nicht mithalten. Sein Organ klingt alt und verbraucht,
seinem Dulcamara fehlt insgesamt die hinterhältige Verschlagenheit dieses
Quacksalbers. Manchmal schimmerte sie durch, aber das war mir zu selten.
Der
absolute Star war Zdena FURMANCOKOVA, die ihrer hinreißenden Adina ihren
blitzsauberen, technisch stets sicheren Sopran lieh, der in allen Lagen
ausgeglichen klingt und selbst noch im pianissimo trägt. Es bleibt zu
hoffen, daß sie dort nicht versauert und rechtzeitig den Absprung an größere
Häuser schafft - das Zeug dazu hat sie!
Elke
TAUBER sang eine durchaus hörbare Gianetta.
Nezih
SECKIN leitete die LÜNEBURGER SINFONIKER souverän und (abgesehen von den
Patzern der Solotrompete beim Auftritt Dulcamaras) ohne Fehler, jedoch
vermißte man das Donizetti’sche Brio. Manche Tempi gerieten arg langsam.
Ich denke, daß der Klang möglicherweise darunter leidet, daß das Orchester
gegenüber einem „normalen“ nur etwa zwei Drittel an Mitgliedern hat. Der
CHOR unter Deborah COOMBE klang nicht immer homogen und manchmal zu „sakral“.
Ich
bin jedenfalls sehr gespannt (und zugegebenermaßen leicht skeptisch),
wie das Haus es bewerkstelligt, Verdis Meisterwerk „Macbeth“ auf die Bühne
zu bringen (v.a. musikalisch!), der am 27. März Premiere haben wird. WFS
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