18
Monate nach der Premiere bestätigte ein erneuter Besuch der "Walküre"
in Lübeck den damals gewonnenen positiven Eindruck, ja er verstärkte ihn.
Die Produktion von Anthony PILAVACHI ist weiterhin so spannend wie ich
sie damals empfand, während die Sängerleistungen sich insgesamt noch einmal
verbessert haben.
Vor
allem der Wotan von Stefan HEIDEMANN war kaum wiederzuerkennen. Aus dem
bei seinem Rollendebüt mit hervorragender Technik, insgesamt aber doch
etwas leichtgewichtiger Stimme durch die Partie kommenden Sänger ist ein
veritabler Heldenbariton geworden, dunkel markant in der Färbung und sowohl
mit einer voluminösen Tiefe als auch mit einer bis zum Schluß mühelosen
Höhe ausgestattet, da gibt es keinerlei Ermüdung oder gar Einbrüche, wie
sie der ein oder andere deutlich höher gehandelte Kollege mitunter hinnehmen
muß. Dazu kommt ein achtungsgebietendes Volumen und inzwischen obendrein
eine darstellerische Intensität, die im dritten Akt fast Angst macht,
und die Angst der Walküren vor ihm so verständlich werden läßt.
Aber
auch die Brünnhilde von Rebecca TEEM hat kräftig zugelegt, sowohl im Volumen
als auch in der Sicherheit und vor allem Klangschönheit der Höhe, ein
echter Widerpart also für die Auseinandersetzung am Schluß. Dazu kamen
Veronika WALDNER als fulminante Fricka (eine der besten, die mir auf der
Bühne je untergekommen sind) und die so jugendlich klangschöne und mit
einer mirakulösen Textbehandlung aufwartende Marion AMMANN als Sieglinde.
Der
Siegmund von Andrew SRITHERAN klingt inzwischen tenoraler (was ein bißchen
auf Kosten des Timbres gegangen ist) und technisch versierter, manch höher
gelegene Passage wird jetzt als lyrischer Bogen und nicht mehr mit Kraft
angegangen, was sicherlich entschieden stimmschonender ist, ihm aber merkwürdigerweise
auch einen Teil seiner damals unmittelbar beeindruckenden Wirkung nimmt.
Zudem fällt er in puncto Durchschlagskraft gegenüber den anderen deutlich
ab, was im kleinen Lübecker Haus freilich nicht wirklich störend ist.
Andreas HALLER wiederholte seinen bedrohlich gespielten Hunding, der diesmal
auch vom ersten Ton an stimmlich voll da war.
Im
ORCHESTER mag es diesmal den einen oder anderen Patzer mehr gegeben haben,
aber die insgesamt gezeigte Klangqualität und die von Roman BROGLI-SACHER
aufgebaute Spannung sind mehr als Entschädigung dafür. Dieser Wagner ist
einfach keine Minute langweilig. HK
|