Eines
der erfreulichen Ereignisse dieses Abends war der kurz vor Konzertbeginn
einsetzende leichte Schneefall, der bis zum Konzertende für ein winterliches
Landschaftsbild sorgte. Es gab aber auch anderes berichtenswertes.
So
z.B. den Auftritt Antonio YANG, der sich als Don Carlos di Vargas sowie
als Ford präsentierte. Interessanterweise gelang ihm "Urna fatal" besser
als "E sogno'? O realtà?", für welches er zwar die notwendige Kraft und
ausreichend Atem besitzt, ihm aber die Geläufigkeit der Stimme ein wenig
abgeht. Wie auch immer, die "Forza"-Arie zeigte, daß hier ein Bariton
par excellence heranwächst, von dem man sicher in nicht allzu ferner Zukunft
hören wird.
Chantal
MATHIAS durfte man leider nur als Desdemona im Duett "Già la notte densa"
hören. Schade, denn ihre Stimme ist dabei, sich perfekt in dieses Fach
hinein zu entwickeln. Leicht und vollkommen klingend kreierte sie ihre
Rolle so intensiv, daß man den wenig anheimelnden Konzertsaal auf der
Stelle vergaß.
Leider
war der Tenor an ihrer Seite dem nicht im Mindesten gewachsen. Mario DIAZ
befindet sich mehr denn je in einem desaströsen stimmlichen Zustand. Auch
an diesem Sonntagabend ließ er sich ansagen, was dem Publikum zumindest
"Ma se me forza perderti" ersparte. Seine Auftritte als Don Carlo, Otello
und Duca waren aber auch erschreckend genug. Schön war diese Stimme nie,
aber mittlerweile ist der Zustand derselben einfach nur noch traurig.
Auch
Andrea STADELs Koloraturen klangen leider nicht so erquicklich wie zuletzt
in der Presse gepriesen. Dafür waren sie zu spitz. Dem Begleitgesang zum
Schleierlied war sie irgendwie noch gewachsen. Oscars "Saper vorreste"
war dann aber weder exakt, noch schön gesungen.
Wesentlich
erfreulicher klangen da die Verdiausflüge von Roswitha C. MÜLLER, die
als Eboli mit dem Schleierlied und als Maddalena im Rigoletto-Quartett
punktete. Sie wird sicher nicht in nächster Zukunft zum großen Verdi-Mezzo
mutieren, eine denkbare Option ist dies aber sicherlich.
Das
Theater Lübeck sollte in jedem Fall darauf achten, daß es Gerard QUINN
nicht zu schnell in die Ferne zieht. Einen echten Verdibariton von diesem
Kaliber findet man hier bestimmt nicht noch einmal. Gelegenheit dies unter
Beweis zu stellen, bot das Konzert allemal. Ob Posa, Macbeth oder Renato,
selbst die kurzen Einwürfe als Rigoletto im Quartett bezeugten die enorme
Schönheit und Flexibilität der Stimme ebenso wie die Freude an Gesang
und Spiel.
Wohl
ob des Wetters (Blitzeis) war dem Lübecker Theater kurzfristig sein Baß
Andreas HALLER verlorengegangen. Glücklicherweise kam er aber doch heil
in der Musik- und Kongreßhalle an und gab eine so schön wie sonor gesungene
Zaccaria-Arie zum besten.
Die
einwandfreie Einstudierung durch Joseph FEIGL und Gabriele POTT machte
die Darbietung der Chorstücke durch CHOR und EXTRACHOR DES THEATERS LÜBECK
sowie die LÜBECKER SINGAKADEMIE zu Highlights des Abends. Ich bin wahrlich
keine Freundin der großen Verdi-Chor-Reißer wie "Va, pensiero!" oder des
Zigeunerchors, aber die hier zum Chor versammelten Damen und Herren hinterließen
hier einen sehr positiven Eindruck.
Wenig
souverän war die Leitung des Abends durch Philippe BACH. Das PHILHARMONISCHE
ORCHESTER schlug sich aber wacker - selbst die beiden anwesenden Aida-Trompeten
klangen sehr einig - und ließ streckenweise einen recht schmissigen Verdi
hören. AHS
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