YEEEEEEESSSSSS!!! (oder auch "QUUUUIIIIIIIII", ähm....)

Diese Produktion ist ein echter Knaller, bei dem alles stimmt von der Besetzung über die musikalische Umsetzung bis zur Inszenierung. Thomas MITTMANN hatte bereits in der vergangenen Saison mit seiner entstaubten „My fair Lady“ einen Hit gelandet, aber hier hat er diesen möglicherweise sogar noch übertroffen. In der sehr praktikablen Ausstattung von Wolfgang BUCHNER, die schnelle Szenenwechsel erlaubte, lief das Stück ab, ohne ein einziges Mal schlüpfrig oder sensationslüstern zu wirken.

Die kluge, perfekt getimte Regie beginnt schon während der Ouvertüre, wenn man in einem Film im Schnelldurchlauf die Kamerafahrt vom Lübecker Theater nach Saint Tropez erleben kann, wodurch man sich fühlt, als sei man auf diese Reise wirklich mitgenommen worden. Wenn Jean-Michel vor Augen geführt werden soll, wer immer für ihn dagewesen ist, sind Photos der glücklichen Familie auf Großleinwand zu sehen.

Die Atmosphäre im Club war angemessen schwül, und die Tanznummern der Cagelles (Martin HIRNER, Andreas SWOBODA, Robin BELFOND, Percy ANGELES, Felix GRÜNING, Raphael DOUGLAS, Ulrich GEBAUER, Dino DI IORIO, Oliver NÖLDNER und Sascha JOGGERST) in der Choreographie von Pascale CHEVROTON sind temporeich und auf hohem Niveau ausgeführt. Man muß jederzeit seine Augen überall auf der Bühne haben, denn sonst könnte man ein Detail verpassen, und um jedes dieser Details wäre es schade. Gerade was die Personenregie angeht, hat Mittmann mit seinen Darstellern subtile Porträts der auf den ersten Blick sehr oberflächlich gezeichneten Figuren geschaffen.

Steffen KUBACH spielt Albin/Zaza, als wäre er für diese Rolle geboren worden. Für keine Sekunde wirkt er peinlich oder überzogen, weder in Männer- noch in Frauenkleidung verliert er an Würde. Er ist ergreifend und gibt vor der Pause der Rolle sogar noch eine tragische Note. Daß er gesanglich vollauf überzeugt, versteht sich da schon fast von selbst. Kongenial dazu ist Rainer LUXEM als Georges, von dem man zwar das präsente Spiel erwartet hat, nicht jedoch eine derart souveräne stimmliche Leistung. Auch er gerät niemals auch nur ansatzweise in die Gefahr, übertrieben zu agieren. Ein absolutes Traumpaar!

Dritter im Bunde war hier Laurent N’DIAYE als Jacob, der Butler oder die Zofe (wie er selbst meint) bei Albin und Georges. Wären diese beiden nicht so präsent gewesen, ihr Angestellte hätte jede einzelne Szene gestohlen, in der er vorkam. Ein absolutes komödiantisches Talent.

Weniger glücklich wurde man mit Alexander GRONENs Jean-Michel, der gesanglich an einigen Stellen gefährlich wackelte und auch darstellerisch in keiner Sekunde Interesse wecken konnte. Seine Braut Anne Imke LOOFT holte hingegen aus der undankbaren Rolle alles heraus. Ihre Eltern waren mit dem sehr stieseligen Dieter KAISER und der in der Umgebung des Milieus plötzlich eine eigene Meinung entwickelnden Margrit CUWIE überaus passend besetzt.

Auch die kleineren Rollen waren in erstklassigen Händen, hier sind insbesondere Katharina SCHUTZA als Jacqueline, Lars JACOBSEN als Francis sowie die Solo-Cagelles Martin Hirner, Andreas Swoboda, Robin Belfond und Percy Angeles zu nennen.

Der Orchestergraben wird zur Spielfläche, das Orchester selbst ist hinten auf der Bühne positioniert, wie es das auch in einem echten Nachtclub wäre. Das PHILHARMONISCHE ORCHESTER swingt und jazzt sich durch den Abend, ohne Koordinierungsschwierigkeiten von Angela GROßMANN geleitet. Es bereitet Spaß, dem zuzuhören. Dieser Spaß hatte sich ohrenscheinlich auch auf den CHOR übertragen.

Wir werden sicherlich nicht nur einmal in dieser Produktion gewesen sein. MK