Endlich,
endlich gab es einmal nach einer Aufführung das, was ich mir so oft wünsche:
Eine lange Pause (ca. eine halbe Minute), in der nicht geklatscht wurde!
Ich liebe diese Momente und genieße sie jedes Mal, wenn ich sie erleben
darf! Und der Beifall nachher war entsprechend kräftig. Ich fand ihn zwar
in Teilen nicht gerechtfertigt, aber dennoch war es ein durch die Bank
weg gelungener Abend, der von einer Sängerin beherrscht wurde: Michaela
KAUNE, die hier ihre erste Rusalka sang. Zwar dürfte die Rolle vielleicht
noch eine Grenzpartie darstellen (gerade die Höhen waren manchmal etwas
scharf), aber ihre ganze Interpretation war einfach nur phantastisch.
Wann hört man das Lied an den Mond so gefühlvoll? Ebenfalls schien mir
ihre Diktion (als jemandem, der des Tschechischen nicht mächtig ist) sehr
gut - wie auch bei allen anderen. Eine überragende Leistung. Ich denke,
daß sie eine große Zukunft vor sich haben wird.
Ihr
Prinz wurde von Miroslav DVORSKY (der für Sergej Larin einsprang) souverän
gesungen, aber auch nicht mehr. Mir ist sein Tenor nicht flexibel genug,
und ein wirkliches piano habe ich auch nicht mitbekommen, bestenfalls
ein mezzopiano. Weshalb der Prinz allerdings seine Beziehung zu der nunmehr
stummen Rusalka für die „fremde Fürstin“ von Lioba BRAUN aufs Spiel setzt,
ist mir unbegreiflich. Ich fand, daß sie so gar nichts hatte, was ihn
auch nur ins Straucheln hätte versetzen können – na ja, Tenor...;-)
Das
NDR-Fernsehen hat Dagmar PECKOVA in einem Bericht als „weltberühmte Mezzosopranistin“
bezeichnet, was ich nicht wirklich begreife. Ihr Name war mir bisher sehr
flüchtig geläufig, und eine Recherche ergab, daß ihre Engagements auch
nicht so extrem toll sind. Jedenfalls gefiel mir ihre Hexe Jezibaba ganz
und gar nicht. Ab der hohen Mittellage zerfaserte ihre Stimme in zwei,
von denen ich keine auf der Opernbühne hören möchte, in der Tiefe ist
mir die Stimme zu guttural. Auch interpretatorisch war sie mir viel zu
böse. Kurioserweise gefielen mir die Fernsehausschnitte besser als mein
Live-Eindruck...
Michail
SCHELOMIANSKI, den ich mal in Hamburg als brauchbaren, soliden König Philipp
(„Don Carlos“) hörte, sang den Wassermann, der nach eben solchem Beginn
im zweiten Akt zu schönem kantablem Gesang fand. Man sollte ihm noch ein
paar Jahr geben, dann kann aus ihm was werden.
Für
mich ein weiterer Höhepunkt war der unglaublich luxuriöse Mark SCHNAIBLE
(Jäger/Förster), der einfach nur zum Dahinschmelzen sang, und den ich
unbedingt in größeren Rollen wiederhören will! Von mir aus hätte er auch
gerne noch den Wassermann machen können. Auch der Rest der Nebenrollen
war hervorragend besetzt: Zoryana KUSHPLER zeigte für den Küchenjungen
einen vielversprechenden Mezzo, und die Nymphen waren mit Tatjana CHARALGINA,
Larissa SCHMIDT und Barbara ROHLFS wundervoll homogen besetzt.
Christoph
ESCHENBACH, den ich bisher in erster Linie als soliden Dirigenten in Erinnerung
hatte, holte aus dem SCHLESWIG-HOLSTEIN MUSIK FESTIVAL ORCHESTER, das
nur aus jungen Musikern (bis maximal 26 Jahre) aus der ganzen Welt besteht,
sehr viel heraus, gerade die dramatischen Ausbrüche kamen sehr gut rüber.
Es gab niemals einen Wackler, und die Sänger wurden sehr gut begleitet.
Vielleicht hätte es an den langsamen Stellen noch etwas spannender sein
können, aber wir wollen ja nicht meckern. Es war eine tolle Leistung,
die auch der CHORAKADEMIE DES SHMF (Petr FIALA) zu attestieren ist.
Und
daß ich manchmal das Gefühl hatte, daß das Orchester zu laut war, hat
mit Sicherheit auch damit zu tun, daß ich im Orchesterrang und somit direkt
über dem Blech und der Percussion, also nicht eben ideal, saß. WFS
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