oder:
Frank Maximilian Hube erklärt die Welt - Teil 1
Der
Erste Kapellmeister des Lübecker Theaters veranstaltete am letzten Sonntag
im März gemeinsam mit Mitgliedern des Opernensembles und der Dramaturgin
Swantje Gostomzyk einen Nachmittag im Theater-Restaurant Dülfer mit dem
Thema „Einblick in die Übersetzer-Werkstatt“.
Ziel
war es, einen Dialog mit dem Publikum zu führen, weshalb Opern oft besser
in der Originalsprache aufgeführt werden sollten. Da die anwesenden Besucher
in diesem Punkt allerdings größtenteils mit dem Dirigenten konform gingen,
wurden daraus zwei amüsante Stunden mit musikalischen Beispielen. Hube
erwies sich hierbei als sehr charmanter, kluger Unterhalter, dem man durchaus
auch gerne länger zugehört hätte.
Primär
drehte es sich um Rossinis „Barbiere di Siviglia“, da es im Vorfeld der
Lübecker Produktion am Haus wohl Diskussionen über die Aufführungssprache
gegeben hatte.
Marco
Stella eröffnete, nach einer deutschen Version von „Yesterday“ des gesamten
Ensembles, die textlich unbedingt zu vermeiden ist, die Gesangsnummern
mit der Bartolo-Arie. Womöglich noch schneller als in der Vorstellung
rasselte der Sänger die Worte herunter, und nachdem jeder Stein und Bein
geschworen hätte, einen Italiener gehört zu haben, erklärte er trocken:
„Ich bin Schwede.“ Dies bewies er am Ende auch noch mit einer schwedisch
gesungenen Papageno-Arie.
Sehr
sexy auf italienisch und deutsch klang das von Gerard Quinn und Chantal
Mathias dargebrachte Giovanni-Zerlina-Duett. Annette Pfeifer trug die
Habanera ebenfalls zweisprachig vor. Man bekam richtig Lust auf die „Carmen“-Aufführungen
in der kommenden Saison (aber bitte auf französisch!).
Einzig
Frau Gostomzyk brachte eine unangenehm belehrende Note in ihre Beiträge,
denen die Leichtigkeit des Vortrages abgingen. Chantal Mathias sprang
hier dankenswerterweise hin und wieder erklärend ein, und brachte einiges
auf den Punkt. Ihrer Belle Hélène-Arie fehlte allerdings der Kick.
Besonders
genannt werden muß zum Schluß die Mitwirkung einer jungen Dame namens
Micaëla, die es trotz ihres jugendlichen Alters von unter einem Jahr gut
verstand, ihr zu langatmige Textbeiträge zu einem angenehm raschen Ende
zu bringen. Sie betätigte sich außerdem sportlich (z.B. über den Boden
robbend) und als Musikkritikerin.
Ob
mit oder ohne Baby: wir hätten gern mehr solche Veranstaltungen am Haus
(siehe Subtitle). MK & AHS
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