Es
gibt sie doch noch. Die Regisseure, die ein Stück einfach so stehen lassen,
wie es ist. Nun gut, bei den Kostümen hat Rolf LANGENFASS kräftig Anleihe
bei den fünfziger Jahren des gerade zu Ende gegangenen Jahrhunderts genommen,
aber schon die Uniformen der Soldaten und Belcores verweisen in die Zeit
Donizettis. Auch das Bühnenbild mit Baum, großer Freitreppe und südländischer
Fassade ist einfach nur Hintergrund. Regisseur Helmuth LOHNER erzählt
in seinem Liebestrank eben nur eine Geschichte. Der Gefahr, dabei unendlich
langweilig zu werden entgeht er, indem er seine wunderbar spielenden Sänger
schlicht, aber zielsicher durch das Stück führt.
So
wird Adina nicht nur mit strahlendem Sopran und beeindruckenden Koloraturen
gesungen, sondern Iride MARTINEZ spielt eine zauberhaft eitle, fast kindlich
trotzige junge Frau in allen Facetten. Der Star des Abends ist allerdings
der Nemorino von Wolfgang BÜNTEN. Er ist so freundlich naiv und gutmütig,
daß es einfach nur Freude macht. Man muß ihn gern haben. Auch seine Stimme,
die nie ins kitschige abgleitet, paßt zu dieser zeitlosen Interpretation.
Nur vielleicht bei der „furtiva lacrima“ hätte er etwas angerührter sein
dürfen.
Und
mit Bernd WEIKL als Dulcamara hat man sich zwar einen Erzkomödianten ins
Team geholt, der mit seinem großen roten Auto und zwei kurz beschürzten
Krankenschwestern unterwegs ist, aber leider trifft er stimmlich nicht
den leichten Ton dieser Opera Buffo. Die Zunge bleibt schwer, wo sie doch
tänzeln sollte. Luis LEDESMA als Belcore nimmt sich darstellerisch wie
stimmlich solide seiner eher undankbaren Rolle an.
Das
stimmige Gesamtbild wir abgerundet durch den guten Chor (Einstudierung:
Albert LIMBACH) und das GÜRZENICH-ORCHESTER unter der sicheren und umsichtigen
Leitung von Enrico DOVICO. Beim Premierenpublikum kamen Inszenierung wie
Stimmen sichtlich und hörbar gut an. KS
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