Nachdem
sich in Bonn mit der "Götterdämmerung" Wagners "Ring" in dieser Spielzeit
schließt und ein kompletter "Ring"-Zyklus - übrigens zum ersten Mal in
der Geschichte des Opernhauses der ehemaligen Bundeshauptstadt - im Februar
und im Juni auf dem dortigen Spielplan steht, bildet "das Rheingold" den
Auftakt zu einer Neuproduktion des "Ring" in Köln.
Für
die Inzenierung wurde der Kanadier Robert CARSEN (in der Domstadt bereits
durch seine Verdi-Trilogie mit "Otello", "Falstaff" und "Macbeth" bekannt)
verpflichtet. Die Ausstattung der Produktion liegt in den Händen von Patrick
KINMONTH.
Eine
revolutionäre Neuinterpretation des Themas haben die beiden - zumindest
mit dieser "Rheingold"-Produktion - nicht gewagt. Im ersten Bild ist der
Grund des Rheins mit allerhand Schrott und sonstigen Sorten von Müll dargestellt,
der zu den Klängen des Vorspiels von vorbei eilenden "Buisnessleuten"
mit Zeitungen, Kippen und anderen Sorten von "Wohlstandsmüll" aufgefüllt
wird. Das Gold der Rheintöchter befindet sich in einem hellerleuchteten,
alten Autoreifen.
Im
zweiten Bild stehen Fricka und Wotan in einer Baustelle umgeben von riesigen
Paletten mit Steinen, die zum Bau von "Walhall" gebraucht werden und studieren
eifrig die Baupläne ihrer Architekten während die beiden Riesen Fafner
und Fasolt mit einem Fassaden-Aufzug, wie ihn auch Fensterputzer benutzen,
vom Bühnenhimmel herunterkommen und mit ihrem Pfand Freia auf dem selben
Weg wieder verschwinden.
Die
unterirdischen Höhlen von Nibelheim werden durch rostige Betonwände dargestellt
und im letzten Bild schließlich (wir befinden uns wieder auf der Baustelle)
öffnet sich der Bühnenhintergrund und zum Einzug nach Walhall schreitet
die Festgesellschaft durch ein heftiges Schneetreiben begleitet von Möbelpackern
und gewaltigen Mengen von Kisten und sonstigem Umzugsgut.
Ein
ungewohntes, aber ungemein starkes Bild! Es sind gerade diese kleinen,
aber sehr phantasievollen Einfälle, die den Abend zu einem wirklichen
Erlebnis werden lassen, der durch die mit hohem körperlichem Einsatz spielenden
Statisten (u.a. Strafgefangene der JVA Euskirchen), der hervorragenden
musikalische Leitung durch den international ausgewiesenen Wagner-Dirigenten
Jeffrey TATE und insbesondere durch die Leistungen der Solisten außerordentlich
beeindruckte.
Renommierte
Wagner-Interpreten standen auf der Besetzungsliste. Hervorzuheben sind
Alain TITUS in der Rolle des Wotan, der im zweiten Bild noch etwas zaghaft
begann, sich dann aber im dritten und vor allem im letzten Bild erheblich
steigern konnte. Hubert DELAMBOYE sang den Loge bereits bei den Festspielen
in Salzburg sowie in Amsterdam und Paris und wurde am Ende für seine Leistung
vom Kölner Publikum mit Ovationen gefeiert.
Ebenso
beeindruckten Harry PETERS als Alberich, Christoph STREHL als Froh sowie
Tómas TÓMASSON (Fasolt) und James MOELLENHOFF (Fafner).
Doris
SOFFEL sang die Fricka trotz einer leichten Erkältung zunächst sehr souverän,
im letzten Bild aber mit großen Problemen. In der Rolle der Urmutter Erda
überzeugte Cornelia WULKOPF ebenso wie die drei Rheintöchter Natalie KARL,
Molly FILLMORE und Laura NYKÄNEN. Für die erkrankte Petra-Maria Schnitzer
sang Anja VINCKEN die Freia.
Nach
diesem wirklich rundherum gelungenen Auftakt zur neuen "Ring"-Produktion
in Köln sollte man sich den Premierentermin der "Walküre" (16.12.2001)
bereits heute vormerken! Guido Kühnemund
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