Ich
habe - abgesehen von "Tosca", wenn der Grund meiner Anwesenheit allein
der Scarpia war - noch niemals eine Vorstellung vorzeitig verlassen. An
diesem Abend war es jedoch Zeit für eine Premiere, denn was sich hier
in der Kölner Oper bot, war so desaströs, daß wir Akt 2 und 3 bei einem
guten Italiener ("Sansone" im Kattenbug 2, sehr empfehlenswert) mit exzellenter
Pasta, angenehmen Wein und verführerischen dolci verbrachten. Eine kurze
Kritik der Ereignisse des 1. Aktes werden diese Flucht verständlich machen.
In
einer Art Werkskantine mit eingebautem Beamer (Bühnenbild: Achim RÖMER)
sitzt der stimmlich absolut nicht sattelfeste CHOR herum. Der Herzog (Wolfgang
BÜNTEN) tritt auf, öffnet den Mund und offenbart dabei eine in jeder Lage
enge Stimme, die sich heiser krächzend darüber verbreitet, wie er es mit
den Frauen hält. Dabei zeigt der Beamer sein Konterfei. Später ist festzustellen,
daß Rigoletto (KO Seng-Hyoun) nicht nur mit einer voluminösen, aber leider
jeden Ausdrucks, jeder Persönlichkeit mangelnden, Stimme im Einheitsforte
bewaffnet ist, sondern auch noch mit einer Kamera, mit der alles aufgezeichnet
wird. Wir dürfen dies dann via Beamer mitverfolgen. Abgesehen von einigen
Wackelbildern brachte dies zum Verständnis des Stückes auch nicht viel.
Immerhin fiel Miljenko TURK (Marullo) in dieser Szene sehr positiv auf,
und auch Machiko OBATA (Gräfin Ceprano) ließ aufhorchen, was man von ihrem
Gatten (Karl HUML) und Borsa (Hauke MÖLLER) nicht sagen konnte. Der Fluch
von Monterone (Samuel YOUN) blieb auch nicht weiter im Gedächtnis.
In
der folgenden Szene mit Sparafucile (Alessandra GUERZONI) offenbarte dieser
einen knorrigen, nicht in Erinnerung bleibenden Baß, wobei der Sänger
noch dadurch behindert wurde, daß er als Spiegelbild von Rigoletto fungieren
mußte.
Gilda
immerhin gab es zweimal, eine der Gestalten davon war Inga KALNA, die
in der Höhe herumpiepste und auch ansonsten nur ein dünnes Stimmchen hören
ließ. Daß Rigoletto ihr altersungemäß eine Puppe mitbrachte, ist nicht
nur nicht neu, sondern auch schon besser umgesetzt worden. Immerhin gab
in dieser Szene eine präsente Giovanna (Regina RICHTER), die ihre Zeit
vor Überwachungsbildschirmen verbrachte.
Verantwortlich
für diese Regie, die, um skandalös zu sein, leider viel zu langweilig
war, zeichnet Karin BEIER. Aufgrund der Flucht kann ich nicht sagen, wie
weit sie es noch getrieben hat. Auch das GÜRZENICH-ORCHESTER KÖLNER PHILHARMONIKER
unter Johannes STERT konnte hier wenig Trost spenden, auch wenn dieses
den Tiefpunkt des vergangenen Abends mit der "Carmen" nicht wiederholte
und richtig, wenn auch nicht animiert, spielte.
Ich
möchte behaupten, bei diesen Leistungen hatten wir die besseren zwei Schlußakte...
MK
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