Der
wohl gewichtigste Grund dafür, daß ich in meinem Leben bislang erst einmal
im Ballett war ist, daß mir bei dieser Kunstform einfach der Gesang fehlt,
und die wenigen Ballettproduktionen mit Gesang reizen mich in der Regel
nicht. Nun brachte jedoch das Theater Kiel das von mir sehr geliebte Requiem
von Verdi als Ballett auf die Bühne, wodurch es nun eigentlich keine Ausrede
mehr gab.
Der
Ballettdirektor und Chefchoreograph Yaroslav IVANENKO, der selbst zwölf
Jahre im Hamburg-Ballett unter John Neumeier in zahlreichen Solopartien
mitwirkte, choreographierte den Abend. Worum es genau geht, habe ich zwar
nicht so recht verstanden, jedoch ging der Tanz fast immer mit der Musik
eine regelrechte Symbiose ein. Einzig und allein das "Ingemisco" war zu
vertanzt, dafür sorgte das "Hostias" für Gänsehautmomente. Sofern ich
das zu beurteilen vermag, tanzten alle Tänzer ausgezeichnet. Gerade die
Solisten Victoria LANE GREEN und Nikolaos DOEDE, die den Großteil der
anderthalb Stunden auf der Bühne präsent waren, vermochten zu begeistern.
Lediglich
mit den Sängern konnte Ivanenko nicht so viel anfangen. Diese standen
relativ viel nur auf der Bühne herum. Nur der Baß hatte diesbezüglich
mehr zu tun. Das sowohl reduzierte aber auch imposante Bühnenbild von
Norbert ZIERMANN wurde von zwei verschiebbaren, senkrechten Wänden dominiert,
in denen der Chor teilweise stand. Elisabeth RICHTER entwarf die Kostüme,
von denen das des Basses jedoch ein bißchen zu wenig nach "Bühne" aussah.
Selbiger
war mit Petros MAGOULAS besetzt, der in den Parts, in denen der in die
Choreographie direkt eingebunden war, etwas unsicher wirkte. Zu seinem
Gesang gibt es nicht viel zu sagen. Er hat nichts falsch gemacht und fiel
weder negativ noch sonderlich positiv auf. Solide Hausmannskost eben.
Das gleiche läßt sich über Marina FIDELI (Mezzosopran) sagen, die sich
zwar seit ihren ersten Auftritten in Kiel steigern konnte, aber nicht
wirklich im Gedächtnis bleibt.
Yoonki
BAEK sang den Tenorpart. Ich habe bei ihm immer das Gefühl, daß er mit
etwas angezogener Handbremse singt. Technisch gibt es nichts auszusetzen,
aber es fehlt oftmals das gewisse Etwas. Ich hätte sein wundervolles Pianissimo
aus dem "Hostias" auch gerne im "Ingemisco" gehört.
Agnieszka
HAUZER (Sopran) gestaltete ihren Part mit viel Ausdruck, insbesondere
im "Libera me" konnte sie mich vollkommen für sich einnehmen. Es bleibt
zu hoffen, daß die Senta diese Saison nicht zu früh kommt.
Georg
FRITZSCH holte aus "seinen" KIELER PHILHARMONIKERN sehr viel heraus. Es
bestand niemals die Gefahr, den Kontakt zur Bühne zu verlieren. Einzig
das Blech war gelegentlich etwas wackelig, zudem habe ich persönlich dieses
im "Diaes irae" auch gerne etwas dominanter. Der CHOR (Barbara KLER) erwies
sich erneut als bombensichere Bank. WFS
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