Von
der einstigen intensiven Personenregie von Johannes SCHAAF ist nach fast
zweiundzwanzig Jahren verständlicherweise nicht mehr allzuviel übrig geblieben.
So bleiben die meist kleidsamen Kostüme und ein praktikables Bühnenbild
(Wolfgang GUSSMANN), sowie das, was die Darsteller aus ihren Rollen machen.
Stars
des Abends waren die beiden Tenöre. Da war Dovlet NURGELDIYEV, der den
Belmonte mit vollendetem Mozart-Gesang darbot, jede Phrase strömen ließ
und dabei keine Grenzen zu kennen schien. Die Sprachbehandlung sowohl
im Gesang wie auch im Sprechtext war exzellent, die Darstellung mit hübschen
Nuancen ausgestattet, z. B. bei Gefahr erst einmal den Diener vorzuschicken.
Gerade
das Zusammenspiel mit Pedrillo Manuel GÜNTHER bereitete unglaublichen
Spaß beim Zusehen. Manuel Günther ersang sich einen großen persönlichen
Erfolg, war in jeder Sekunde der keineswegs anspruchslosen Partie gewachsen,
die er mit schöner, seit der letzten Begegnung gewachsener Stimme durchmaß,
und wirkte dabei immer spontan.
Brenda
RAE ließ sich als Konstanze ansagen. Man hörte den Erklältungsrest bei
einigen vorsichtig angesetzten Tönen, rein stimmlich war an ihr nichts
auszusetzen. Leider legte sie die Figur deutlich zu "trauerweidig" an,
"Traurigkeit ward mir zum Lose", schien überhaupt kein Ende nehmen zu
wollen, da es alles sehr gleichförmig dahinfloß. Auch darstellerisch blieben
hier Akzente aus, inwieweit diese Konstanze in irgendeinem Zwiespalt war,
bleibt ihr Geheimnis.
Darstellerisch
war Siobhan STAGG als Blonde großartig, eine emanzipierte, starke junge
Frau, die sich durch nichts unterkriegen läßt. Würde sich diese Darstellung
noch ein bißchen mehr stimmlich ausdrücken, so daß sie bei den Spitzentönen
mehr Mut beweisen würde, dürfte die Sängerin in dieser Rolle keine Konkurrenz
fürchten.
Wilhelm
SCHWINGHAMMER hat keine Probleme mit den stimmlichen Voraussetzungen des
Osmin, auch wenn die Stimme sicherlich schlanker geführt wird als bei
einigen Rollenvorgängern. In der Darstellung war hier doch das eine oder
andere nicht perfekt genug getimt, zu sehr auf gewollte Komik gesetzt,
was gerade im Zusammenspiel mit den beiden Tenören und Blonde auffiel.
Götz
SCHUBERT als Bassa Selim verblüffte zunächst dadurch, daß er alles Salbungsvolle
aus seinem Spiel herausgenommen hatte, was jedoch als Idee zum Schluß
wunderbar aufging, denn es machte die Figur nur noch menschlicher.
Nils
MALTEN ergänzte als sehr norddeutscher Klaas.
Dirigentin
Kristiina POSKA bot einen niemals langweiligen, recht flotten und immer
sängerfreundlichen Mozart. Die PHILHARMONIKER HAMBURGER folgten ihr und
boten ebenfalls eine tadellose Leistung. Auch der CHOR (Leitung Christian
GÜNTHER) war in sehr guter Verfassung, so daß es sich um einen gelungenen
Abend handelte. MK
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