Der
vollständige Titel des Stücks lautet "Tannhäuser oder der Sängerkrieg
auf der Wartburg"; die Vorlagen, die Wagner für sein Libretto benutzte,
waren zwei Legenden, nämlich die von Tannhäuser und dem Venusberg einerseits
und vom Sängerkrieg auf der Wartburg andererseits. An diesem Abend hätte
man gerne mehr von letzterem gehabt.
Harry
KUPFERs Inzenierung ist immer noch sehenswert mit ihren kleinen Details,
der sorgfältigen Chorführung und ihrer stringenten Aussage.. An diesem
Abend allerdings zog sich der Venusberg, dann auch noch in der Pariser
Fassung, doch fürcherlich, was nicht an der Inszenierung, sondern an drei
anderen Faktoren lag.
Da
war zunächst einmal Lance RYAN in der Titelrolle. Man kann ihm zugute
halten, daß er engagiert spielte, wortdeutlich war und daß gelegentlich
sogar recht spannende Phrasierungen zu hören waren. Nur war die rein stimmliche
Leistung problematisch. Es gibt die Redewendung, daß jemand nicht mit
dem Zinsen, sondern mit dem Kapital singe. In diesem Fall ist auch das
Kapital schon aufgezehrt, es wird auf Kredit gesungen. Die Töne klingen
überanstrengt, flach und häufig gefährdet, so daß ich am Ende froh war,
daß der Sänger überhaupt durchgehalten hatte.
Dann
war da Manuela UHL, die sowohl die Venus als auch Elisabeth sang. Sie
machte nichts wirklich falsch, aber ich wurde mit keiner der beiden Figuren
warm. Für Venus fehlte ihr das Quentchen Sinnlichkeit in der Stimme, was
ein echter Mezzo hier leicht bietet. Der ganzen Auseinandersetzung mit
Tannhäuser war so die Intensität genommen. Als Elisabeth lief es dann
etwas besser, auch wenn das ganz große Aufblühen der Stimme hier fehlte.
Schließlich
wirkte Bertrand DE BILLY am Pult der tadellosen HAMBURGER PHILHARMONIKER
in der ersten halben Stunde wenig konturiert und etwas unkonzentriert.
Erfreulicherweise gab sich dies dann am Ende des Venusberges, wo es dann
zu einer erfreulichen Leistung wurde mit sängerfreundlicher Tempi- und
Dynamikwahl.
Zu
Recht den größten Applaus erntete Lauri VASAR als Wolfram. Der Sänger
bot eine wunderschön fließende, warme Baritonstimme, hörbares Wissen um
den Text, ohne dabei trocken zu klingen und ein unglaublich nuancenreiches
Spiel (z. B. nachdem er Tannhäuser zu Elisabeth gebracht hat und sich
langsam entfernt, schafft er es seine ganzen ambivalenten Gefühle innerhalb
weniger Schritte nur über die Haltung auszudrücken) so daß man unweigerlich,
auch wenn er gerade nicht "dran" war, nachschauen mußte, wie er auf Text
und Handlungen der anderen Figuren reagierte.
Wilhelm
SCHWINGHAMMER als Landgraf ließ seinen gut geführten Baß hören, strahlte
große Autorität aus und schaffte es, am Ende des zweiten Aktes eine kleine
Indisposition so professionell zu überspielen, daß sie sofort vergessen
war.
Walther
(Jun-Sang HAN) sang seinen Beitrag zum Sängerkrieg sehr ordentlich, auch
wenn Rollenvorgänger hier die von der Regie schön gearbeitete Eitelkeit
der Figur schon lustvoller ausgepielt haben, ging jedoch in den Ensembles
mangels Durchschlagskraft etwas unter. Dieses Problem hatte Florian SPIESS
als Biterolf nicht, der rollenangemessen mit robuster Stimme auftrat.
Die
Leistungsfähigkeit des Opernstudios nicht nur in gesanglicher, sondern
auch in punkto Bühnenpräsenz bewiesen erneut Benjamin POPSON (Heinrich),
Stanislav SERGEEV (Reinmar) und vor allem Christina GANSCH, die einen
lupenreinen Hirten sang.
Zu
guter Letzt bot auch der CHOR unter Eberhard FRIEDRICH eine großartige
Leistung, was Stimmschönheit und Homogenität anging. MK
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