Gala-Konzert
zum 20-jährigen Bestehen des Internationalen Opernstudios
Das
Internationale Opernstudio der Hamburgischen Staatsoper feiert in diesem
Jahr sein zwanzigjähriges Bestehen. Gegründet unter der inzwischen schon
legendären Intendanz Ruzicka/Albrecht und unter den GMD Ingo Metzmacher
und Simone Young niemals in Frage gestellt, scheint die Zukunft noch nicht
abschließend gesichert. Bislang gibt es, wie man der Tagespresse entnehmen
konnte, noch keine Entscheidung über den Abschluß des aktuellen Durchganges
hinaus.
Es
wäre ausgesprochen nicht nur schade, sondern tragisch, wenn diese Erfolgsgeschichte
zuende gehen würde. Zahllose Namen, die man heute auf internationalen
Bühnen findet, haben in diesem Opernstudio angefangen, haben erste Erfahrungen
in kleinen, mittleren und häufig genug sogar großen Rollen gesammelt und
den letzten Schliff bekommen. Man hat hier junge Sänger quasi dabei zusehen
können, wie sie in ihren Beruf hineinwuchsen, wie sie sich entwickelten,
und schließlich nach dem Ende der zweijährigen Ausbildung ins Ensemble
wechselten oder als Gast wiederkehrten.
Simone
YOUNG dirigierte nicht nur die PHILHARMONIKER HAMBURG, sondern übernahm
auch die launige und kurzweilige Moderation. Zu Beginn gab es das Vorspiel
zum 3. Akt "Lohengrin", bei dem es einige Wackler gab, die sich erst in
der Mitte des Stückes gaben, nach der Pause dann zwei "Sea Interludes"
aus "Peter Grimes", wo sich die Meeresatmosphäre sofort und unmittelbar
dem Zuhörer mitteilte.
Das
gesangliche Programm mit aktuellen und ehemaligen Mitgliedern des Opernststudios
war zweifellos vor der Pause mit mehr Höhenpunkten gespickt als danach.
Den
Anfang machte dabei Katja PIEWECK, die als Mezzo im Opernstudio angefangen
hat und sich inzwischen zu einem dramatischen Sopran entwickelt, mit einer
leidenschaftlichen "Hallenarie". Weitere Höhepunkte des ersten Teils waren
das höchst amüsant dargebotene Schmugglerquintett aus "Carmen" (Maria
MARKINA, Christina GANSCH, Ida ALDRIAN, Jun-Sang HAN und Vincenzo NERI),
die von Wilhelm SCHWINGHAMMER clever phrasierte Rocco-Arie und das "Rosenkavalier"-Duett
"Mir ist die Ehre widerfahren", in welchem Christiane KARG und Ann-Beth
SOLVANG nicht nur betörend sangen, sondern auch die Szene spielten.
Vida
MIKNEVICIUTE und Ida Aldrian waren in "Soave sia il vento" aus "Cosi fan
tutte" ebenso betörend, wurden nur leider auf dem nicht auf diesem Niveau
singenden Oliver ZWARG beeinträchtigt. Jan BUCHWALD sang den "Abendstern",
Jun-Sang Han "Dein ist mein ganzes Herz" und Domnik KRÖNINGER mit dem
Harlekin-Lied aus "Ariadne auf Naxos" (assistiert von Christina Gansch).
Dovlet
NURGELDIYEV begeisterte mit der Lenski-Arie durch seinen wunderbar strömenden
Tenor, das kostbare Timbre sowie die Fähigkeit, die Figur vor dem inneren
Auge entstehen zu lassen. Er sang dann auch noch die Einwürfe Alfredos
in Katerina TRETYAKOVAs "È strano" aus "La Traviata", die mit dieser Arie
das Haus zum Toben brachte. Die Koloraturen waren virtuos, ohne dabei
jemals Selbstzweck zu sein, die Stimme ist in den lyrischen Passagen voller
Emphase, man weiß in jedem Moment, was sie singt, selbst wenn man der
italienischen Sprache nicht mächtig wäre.
Nach
der Pause gab es mit Inga KALNA eine gut phrasierte und gesungene Arie
der Ellen Orford "Embroidery in childhood", eine geschmackvolle und koloraturensichere
Arie der Héro aus Berlioz "Béatrice et Bénédict von Christiane KARG sowie
die schön schwingende Barcarolle aus "Les Contes d'Hoffmann" mit Mèlissa
PETIT und Ann-Beth SOLVANG. Chris LYSAK und Andreas HÖRL sangen Pedrillos
und Osmins "Vivat Bacchus", wobei ersterer durch die Sprachbehandlung,
letzterer durch die voluminöse Baßstimme auffiel, die jetzt auch endlich
unter Kontrolle ist, was damals im Opernstudio nicht immer der Fall war.
Hoyoon
CHUNG ("La donna è mobile") und Martin HOMRICH ("Gralserzählung") ergänzten,
wobei abgesehen davon, daß die Stimmen gewachsen sind, wenig Entwicklung
zu erkennen war.
Den
Abschluß des offiziellen Programms bildete das "Lucia"-Sextett mit den
aktuellen Mitgliedern des Opernstudios Christina Gansch, Ida Aldrian,
Daniel TODD, Vincenzo Neri, Stanislav SERGEEV und dem auffallend guten
Benjamin POPSON als Edgardo. Als Zugabe boten alle Künstler noch das Finale
des 2. Aktes der "Fledermaus".
Man
möchte eigentlich hoffen, daß man auch noch Konzerte zum 25- und 30-jährigen
Bestehen des Opernstudios wird besuchen können... MK
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