Ich
gebe es gern zu. Als Roberto Alagna als Radames dieser Aufführungsserie
angekündigt wurde, haben wir böse gelästert. Und so war es für uns denn
auch nicht überraschend, daß kurzfristig Marcello Giordani und Carl Tanner
als Ersatz in dieser Serie genannt wurden. Immerhin Gründe, auch tatsächlich
eine Karte zu kaufen.
Am
Ende war es Carlo VENTRE, der an jenem Sonntagnachmittag den männlichen
Hauptpart übernahm. Er erwies sich als tenorale Wundertüte. Wie man eine
so grandiose Kerkerszene singen kann und bei gleicher Gelegenheit in anderen
Momenten stimmlich derart untergeht, vermag sich mir nicht zu erschließen.
Sei's drum, es gab schon schlechtere tenorale Leistungen auf dieser Bühne,
aber definitiv auch bessere.
Die
Entdeckung dieser Aufführung war ohnehin Liudmyla MONASTYRSKA. Ihre Aida
zu verpassen, wäre ausgesprochen schade gewesen. Neben einer warmtimbrierten,
farbenreichen Stimme verfügt sie auch über die Gabe, sich auf jeden Partner
problemlos einzustellen und der Rolle mit viel Einfühlungsvermögen für
die jeweilige Situation gekonnt zu formen. Leidenschaft, Demut, Zuversicht
- all das sah man nicht nur in ihrem Spiel. Es spiegelte sich stets auch
in der musikalischen Interpretation.
Als
Amneris sprang zudem Marina PRUDENSKAJA ein. Dieser Frau zuzuhören und
zuzusehen, wird nie langweilig. Mit viel Freude gab sie der Rolle, den
von der Regie gewünschten kindischen Charakter, wobei es nicht für eine
Sekunde überzogen, sondern stets überraschend natürlich wirkte. Ihre Stimme
gefällt durch ihre Individualität und Ausdruckskraft ganz besonders.
Alin
ANCA möchte ohrenscheinlich einmal in die Fußstapfen von Alexander Tsymbalyuk
treten. Sein hervorragend gesungener Ramfis kam dem stimmlich schon durchaus
nahe. Florian SPIESS blieb als König leider recht unauffällig. Mit Franz
GRUNDHEBERs Gesang und Rolleninterpretation werde ich wohl in diesem Leben
nicht mehr warm werden. Sein Amonasro war mir zu aufgesetzt, um lebendig
zu wirken.
Ida
ALDRIAN punktete bei ihrem Kurzauftritt als Priesterin (warum bitte ist
diese Rolle nicht länger?). Daniel TODD ergänzte als Bote.
Der
CHOR (Einstudierung: Eberhard FRIEDRICH) lieferte eine solide bis gute
Leistung. Der frühe Start der Aufführung forderte hier wohl Tribut.
Eine
Aufführung unter der musikalischen Leitung von Stefan SOLTESZ ist ob der
häufig gewählten Lautstärke immer ein wenig anstrengend für die Ohren.
Diesmal konnten sich aber alle Sänger gut behaupten, und die PHILHARMONIKER
HAMBURG hatte bis auf ein paar Wackler bei den Blechbläser einen ganz
guten Nachmittag. AHS
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