Die
alternative Besetzung an der Kammeroper brachte eine teilweise ganz andere
Sichtweise auf die Figuren in Fredric Krolls Oper.
Arpine
OGANYAN singt ihre Partie wesentlich lyrischer. In ihrer Interpretation
ist Hester Prynne zurückhaltender, weniger kämpferisch, was die Figur
nicht weniger interessant macht, sondern sie schlicht aus einer anderen
Perspektive beleuchtet. Und so steht das Dasein als Mutter mehr im Vordergrund,
und erst ab der Begegnung mit Arthur Dimmesdale im Wald erlaubt sich diese
Hester den Gedanken ans eigene Glück.
Auch
Marius ADAM geht seinen Part komplett anders an. Sein exzellent gesungener
Chillingworth ist weit weniger dämonisch und auch der Groll gegen Hester
und ihren Liebhaber wächst erst, um sich dann gegen Ende des Stücks zu
entladen. Mit diesem wachsenden Unmut wird die Verbitterung Chillingworths
hörbar immer größer. Stimmlich wähnte man sich eher im italienischen,
denn im dramatisch-modernen Fach, was auch die letzten Feinheiten aus
der Partie herauskitzelte.
Tenoral
im besten Sinne gab Gheorghe VLAD einen Arthur Dimmesdale, der das Leiden
zu kultivieren weiß. Seine ausgesprochen schöne Stimme besitzt den passenden
Schmelz nicht nur für diese Rolle und eine interessante Farbenvielfalt.
Wiederhören dringend erwünscht.
Natascha
DWULECKI hat das Wesen Pearls wesentlich besser erfaßt, und so sah man
tatsächlich ein Kind auf der Bühne, dessen Eigenheiten aufgrund der blitzsauberen
Stimme man wesentlich entspannter verfolgen konnte.
Welche
Besetzung besser gefiel? Für uns ob zweier so grandioser Kollektivleistungen
ein klares Unentschieden. AHS
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