Musikalisch
gibt es nichts zu deuteln. Diese Seite des Nachmittags war extrem beeindruckend.
Daß die Besetzungsliste keinen einzigen Gast aufwies, spricht nur wieder
für die Güte des aktuellen Hamburger Ensembles.
Ich
bin eigentlich kein Fan von Hayoung LEE, doch mit der Füchsin Schlaukopf
hat sie eine echte Paraderolle gefunden. Sie singt die Partie mühelos,
und ihre mädchenhaften, eleganten Bewegungen sind eine Freude zu betrachten.
Übertroffen wird sie noch von Lauri VASAR als Förster, der mit warmen
Bariton die Rolle singt und tränentreibend spielt. Gerade in seiner Trauer
über den Tod der Füchsin ist er ergreifend.
Hellen
KWON ist stimmlich in den Höhen manchmal grenzwertig, aber sie spielt
einen göttlich-draufgängerischen Fuchs, mit plötzlich schüchternen Momenten.
Für Peter GALLIARD gilt stimmlich ähnliches, er zügelt als Schulmeister
und Mücke auch erfreulicherweise seinen Hang zur Übertreibung und spielt
eine witzige Karrikatur eines pedantischen Lehrers.
Levente
PÁLL als Háraschta läßt seinen vollen Baß hören, der in der Szene mit
dem Förster seinen großen Auftrittt hatte. Renate SPINGLER war die Försterin
und Eule mit Autorität, ohne zu sehr auf die Eifersucht zu setzen, dafür
aber mehr auf tiefe Verletzungen. IDA ALDRIAN war als Dackel und Specht
sehr gut eingesetzt (auch wenn ich bei ersterem ob des Kostüms erst einmal
einen zweiten Blick auf den Besetzungszettel werfen mußte).
Florian
SPIESS als Pfarrer und Dachs machte alles richtig, gleiches gilt für Manuel
GÜNTHER als Gastwirt Pasek und Solen MAINGUENÉ als Gastwirtin und Schopfhenne.
Anat EDRI (Hahn), Pepik/Fuchskind (Hannah Ulrike SEIDEL) und Frantik (Bettina
RÖSEL) ergänzten solide.
Die
PHILHARMONIKER HAMBURG unter der Leitung von Lawrence FOSTER waren in
guter Form; alles, was auf der Bühne unklar blieb, wurde aus dem Graben
dann musikalisch geklärt. Foster setzte dabei weniger auf die Ecken und
Kanten und mehr auf das Schwelgen, woran nichts Falsches ist.
Der
CHOR unter Eberhard FRIEDRICH war wieder großartig, und die HAMBURGER
ALSTERSPATZEN Caroline REINBERG (Grille), Mila JOHANNSEN (Heuschrecke)
und vor allem Annalena BOCK (Frosch) waren die reine Freude.
Szenisch
hingegen bin ich ein wenig ratlos. Die Regie von Johannes ERATH ist, was
die Personenführung angeht, wirklich grandios. Das wird sich exakt entsprechend
der Musik bewegt, da ist nichts auch nur ansatzweise gegen die Musik,
allein: ich weiß einfach nicht, ob der Regisseur eine große Linie hatte,
die ich einfach nicht gefunden habe, oder ob diese tatsächlich fehlte.
Ich kann, auch mit dem Abstand von einigen Tagen, mir nicht erklären,
warum der Dackel wirkte wie eine alternde Dragqueen, die permanent rauchend
am Klavier hockte. Die meistgehörte Frage an der Garderobenschlange war
dann folgerichtig auch: "Wer war denn die Frau am Klavier?" Auch die Gleichsetzung
des Hühnerstalls mit einer Striptease-Bar war ein bißchen zu holzhammerartig.
Aber
das verblaßt tatsächlich hinsichtlich der so präzisen Personenregie. Wenn
sich Füchsin und Fuchs annähren, wenn der Pastor beim Kartenspiel betrügt,
oder der Förster und der Wilderer sich erschreckend ähnlich sehen, fesselt
das Gesehene.
Das
Bühnenbild von Katrin CONNAN sowie das Licht von Joachim KLEIN sind passend,
gelegentlich gibt es sogar Wald. Die Kostüme von Katherina TASCH müssen
sich den Einwand gefallen lassen, daß es gelegentlich schwierig ist zu
erkennen, um welches Tier es sich wohl gerade handeln mag. MK
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