U-Bahnfahren
ist nicht nur gut für die Umwelt, manchmal entdeckt man auch den einen
oder anderen Hinweis auf eine Veranstaltung, die man sonst wohlmöglich
verpaßt hätte. So erging es uns u.a. mit diesem Galakonzert. Die Hamburger
Musikhalle wäre sicherlich mit mehr Werbung noch besser besucht gewesen,
aber schlußendlich war immerhin mehr plakatiert worden als bei ähnlichen
Veranstaltungen zuvor.
Dovlet
NURGELDIYEV erhielt im Rahmen des Programms enttäuschend wenig Gelegenheit
zur gesanglichen Darbietung, nutzte den Abend aber, um mit seinem stets
so lebendigen wie erstklassigen Gesang und seinem ausgewogenen Repertoire
zu punkten. Gerade der lange Atem und das sehr reizvolle Timbre machen
ihn zu einer Ausnahmeerscheinung. Mit "Un aura amorosa" gab der Sänger
eine Vorschau auf den anstehenden Ferrando und bewies, welch guter Mozart-Sänger
er ist. Sein spielfreudiger Nemorino ist bereits eine Paraderolle, die
man zur Gänze im Mai an der Hamburgischen Staatsoper sich nicht entgehen
lassen sollte. Den Alfredo würde man gerne zum jetzigen Zeitpunkt der
Stimmentwicklung erneut vollständig hören. Erstmals konnte man sich auch
an Werthers "Pourquoi me reveiller?" erfreuen. Es wäre allerdings noch
erfreulicher gewesen, wenn der Dirigent hier die Bereitschaft gezeigt
hätte, das Publikum auch etwas von der Pianokultur des Sängers hören zu
lassen. Als Zugabe gab es die Arie des Lenski, die nicht nur sprachlich
ein Genuß war.
Wenig
erfreulich klang der Sopran an seiner Seite. Ekaterina LEKHINAs Stimme
besitzt im oberen Bereich ihrer Stimme unvorteilhafte Schärfen, was gerade
auch die Arie der Königin der Nacht wenig hörenswert machte. Hinzu kam
eine fehlende Geläufigkeit der Koloraturen. Insofern war die Auswahl der
Partien mit u.a. Violetta, Amina und Linda di Chamounix doch recht unglücklich,
zumal alles auch irgendwie gleich klang. Stilistische Unterschiede wurden
ebensowenig gemacht wie auch gar nicht erst der Versuch erfolgte, lebendige
Figuren auf die Bühne zu stellen.
Dieses
Manko kam besonders zum Tragen, als bei den beiden Duetten "Una parola,
Adina" und dem als Zugabe offenbar unvermeidlichen "Brindisi" beide Sänger
aufeinander trafen.
Die
Erstbegegnung mit der NEUEN PHILHARMONIE HAMBURG war eigentlich eine sehr
angenehme. Das im 2003 gegründete Orchester mit erfreulich vielen jungen
Gesichtern in seinen Reihen besitzt einen angenehmen, individuellen Klang.
Mozart, Donizetti, Verdi, Mascagni etc. - jeder für den Abend gewählte
Komponist wurde in der ihm entsprechenden musikalischen Weise dargebracht
und die entsprechenden Unterschiede trotz der Kürze der Stücke hörbar
zelebriert.
Leider
litt die musikalische Qualität an diesem Abend sehr unter dem Dirigat
von Prof. Ulrich WINDFUHR, dessen Leitung des Abends insbesondere bei
der Wahl der Tempi und der Lautstärke nicht überzeugen konnte. Vielleicht
hatte er schlicht vergessen, daß neben ihm auch Sänger auf der Bühne standen.
Begleitung eines entsprechenden Konzertabends geht aus unserer Sicht anders.
Tenor
und Orchester würden wir gern noch einmal zusammen hören, aber dann mit
einem anderen Sopran und einem wesentlich einfühlsameren Dirigenten. MK
& AHS
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