KATERINA,
SUPERSTAR
Auf
diese "Lucia"-Serie haben wir uns gefreut seit das Jahresprogramm der
aktuellen Spielzeit veröffentlich wurde, und wir wurden nicht enttäuscht.
Katerina
TRETYAKOVA debütierte an diesem Abend als Titelheldin von Donizettis Version
der "Bride of Lammermoor". Wie erwartet, gab es von ihr nicht allein reinen
Schöngesang, sondern ein vollwertiges Rollenporträt. Lucia als temperamentvolles
Mädchen mit eigenen Ansichten, das sich gegenüber ihrem Bruder durchzusetzen
vermag und ihren Edgardo mühelos um den Finger wickelt. Zum ersten Mal
erlebt man in dieser Produktion eine Sängerin, die die Rolle wirklich
durchlebt und nicht nur bewältigt. Dabei ist es faszinierend, wie exakt
alle Töne kommen, ohne dabei den Ausdruck zu vernachlässigen.
Ihr
zur Seite sang Massimiliano PISAPIA Edgardo mit der ihm stets eigenen
Leidenschaft, übertrieb dabei aber nicht für eine Sekunde. Diese Disziplin
steht ihm gut zu Gesicht und hat auch einen zusätzlichen positiven Effekt
auf seine ohnehin ausgesprochen schöne, gesunde Stimme.
Als
enttäuschend erwies sich Massimo CAVALETTI als Enrico. Man vermißte beinahe
alles, was für die Figur notwendig ist. Das Timing des Sängers war an
diesem Abend ebenso beklagenswert wie das Ausbleiben echten Belcantoklanges.
Mehr
Lucias großer Bruder war dann doch Alexander TSYMBALYUK als Raimondo.
Hier stimmte die Chemie perfekt. Stimmlich ist der Baß stets eine Wohltat,
voller Autorität, aber auch Mitgefühl mit der leidenden Lucia. Weinte
man im Finale schon mit dem Tenor, gaben seine Einwürfe einem endgültig
den Rest.
Jun-Sang
HAN (Arturo) wirkte im Vergleich zur restlichen Besetzung etwas kleinstimmig,
sang aber geschmackvoll. Sergiu SAPLACAN war ein sehr präsenter Normanno.
Er setzte hier den guten Eindruck aus der Verdi-Serie fort. Ida ALDRIAN
(Alisa) ging aufgrund der Produktion leider ziemlich unter.
Von
Nicholas CARTER hätte man sich eine sensiblere Leitung des Abends gewünscht.
Die PHILHARMONIKER waren größtenteils schon arg laut, so daß diverse Feinheiten
schlichtweg untergingen.
Großartig
klang der CHOR (Leitung: Christian GÜNTHER), der sich derzeit in einem
wahren Höhenflug befindet. Weiter so!
Königin
des Abends war trotz allem der Sopran in der Titelpartie, und das ist
auch gut so. MK & AHS
|