Wir
geben es gern unumwunden zu: diese Stück bzw. die dazugehörige Inszenierung
haben wir nicht verstanden. Das soll nicht heißen, daß wir uns an diesem
Abend nicht gut unterhalten gefühlt hätten. Gerade in musikalischer Hinsicht
war es ein wirklich gelungener Abend.
Für
die diesjährige Produktion des Internationalen Opernstudios wurde Luke
Bedfords "Seven Angels" ausgewählt. Die 2011 uraufgeführte, auf John Miltons
"Paradise Lost" basierende Oper über gefallene Engel reiht sich musikalisch
in die aktuelle Tradition der wieder melodischer klingenden Werke.
Eigentlich
ist die Grundidee der Geschichte recht einfach: sieben Engel stürzen aus
dem Himmel und landen in einer verlassenen, wüsten Landschaft, in der
sie sich das Paradies erträumen. Regisseur Heiko HENTSCHEL setzt die Engel
den Funktionären einer politischen Partei namens Paradise gleich. Diese
Idee macht es nicht wirklich einfacher den streckenweise sehr verdichteten
Handlungssträngen zu folgen, und letztendlich bleibt die Regie die gesamte
Zeit über die Antwort auf das Warum dieser Verlegung schuldig.
Hans
RICHTER gelang es dagegen, mit viel Einfallsreichtum, auf der sehr beschränkten
Fläche der Opera Stabile mehrere Handlungsflächen zu schaffen. Die allesamt
in die Kategorie "Businesskleidung" fallenden Kostüme waren der Grundidee
des Regisseurs geschuldet und wirkten teilweise recht klischeehaft.
Die
Mitglieder des Opernstudios machten ihre Sache als politisch aktive Engel
durchweg sehr gut, wobei Mélissa PETIT und vor allem Manuel GÜNTHER besonders
beeindruckten. Szymon KOBYLINSKI war szenisch und stimmlich ebenso präsent
wie die gut disponierte Ida ALDRIAN. Solen MAINGUENÉ scheint in dem Opernstudio-Jahr
einiges gelernt zu haben. Thomas FLORIO und Sergiu SAPLACAN ergänzten
auf sehr gutem bzw. mittlerem Niveau.
Diese
Produktion ist ein gutes Argument für das Opernstudio, bekam man doch
quasi ungefiltert den aktuellen Entwicklungsstand des jeweiligen Sängers
präsentiert.
Alexander
WINTERSON am Pult sorgte trotz der baulichen Schwierigkeiten für einen
musikalisch unfallfreien Abend. Von den begleitenden Musikern beeindruckte
Volker KRAFFT als Pianist mitten im Geschehen steckend besonders.
Am
Ende erhielt jeder Zuschauer eine Tomate (Paradeiser!) von den Engeln
überreicht, bevor die Akteure des Abends quasi zum Anfang zurückkehrten.
Das Leben - ein einziger Kreislauf. AHS
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