Das
Allee-Theater hat sich des Stückes "Che Originali!" von Johann Simon Mayr,
dem Donizetti-Lehrer, angenommen, welches im Jahre 1798 uraufgeführt wurde.
Wie in der Hamburger Kammeroper üblich wird das Stück in einer Bearbeitung
gespielt, diesmal von Fabian Dobler, Barbara Hass und Philipp Kochheim.
Das bedeutet natürlich die deutsche Sprache, die Rezitative werden durch
teilweise sehr moderne Sprechtexte ersetzt, und es kommt auch zu musikalischen
Eingriffen, wenn Aristea ihren musikverrückten Vater durch eine Jazz-Einlage
(Gershwins "I got rhythm") von anderen Musikstilen zu überzeugen sucht.
Die
Handlung des Stückes gibt nicht viel her, Don Febeo will an der Oper auftreten,
geht mit seiner Musik dem gesamten Haushalt auf die Nerven, unterrichtet
seine lustlosen Töchter, von denen eine sich gegen den Willen des Vaters
verheiraten möchte, und zwei Dienstboten mischen noch als Vermittler dieser
Ehe mit, wobei sie sehr auf ihren finanziellen Vorteil aussind. Musikalisch
bewegt sich das Ganze stilistisch irgendwo zwischen Mozart und Rossini,
ohne jemals die Klasse eines von beiden zu erreichen. Man möchte fast
sagen, es handele sich um ein nettes Nichts.
Dieses
wird jedoch durchaus unterhaltsam dargebracht, auch wenn die Inszenierung
von Philip KOCHHEIM, der auch für das Bühnenbild mit zahlreichen Komponistenporträts
(auch welchen, die zum Zeitpunkt der Uraufführung längst nicht geboren
waren) zuständig ist, zeitweilig dem Affen zuviel Zucker gibt. Es gibt
kaum einmal einen Moment der Ruhe, in den Arien ist ständig Bewegung von
gerade nicht singenden Figuren auf der kleinen Bühne, was über zwei Stunden
hinweg zuviel des Guten ist. Dazwischen gibt es aber immer wieder sehr
komische Momente, wenn Don Febeo allen Anwesenden versucht, die Oper vorzuspielen,
in der er auftreten wird, oder anschließend, nach einem grandiosen Mißerfolg,
den realen Dirigenten unten im Graben verantwortlichen machen will. Die
von Barbara HASS geschaffenen Kostüme sind passend.
Don
Febeo wird großartig von Marius ADAM verkörpert, der wieder einmal sämtliche
stimmlichen und darstellerischen Register zieht. Der Sänger, der eigentlich
an allen Produktionen, die ich bislang an der Kammeroper gesehen habe,
beteiligt gewesen ist, wirkt darstellerisch immer absolut spontan, übertreibt
dabei niemals, und verfügt über einen Bariton, der ohne Probleme auch
bei den manchmal etwas holpernden deutschen Texten legato oder Koloraturen
singen kann.
Die
Tochter Aristea ist bei Feline KNABE ist ausgezeichneten Händen. Sie hat
nicht nur ein ausgesprochenes Talent für Komik, sondern läßt auch einen
tadellosen Mezzosopran hören. Und ihre Jazz-Einlage inklusive passendem
Tanz hätte auch in einer professionellen Musicalproduktion reüssiert.
Sie wurde hierbei von der anderen Tochter Rosina (Antje PRZYWARA) und
der Hausangestellten Celestina (Rebekka REISTER) bestmöglich unterstützt.
Erstere war mit lyrischem Sopran in der Rolle der hypochondrischen, allseits
ignorierten zweiten Tochter zu hören, die wahrscheinlich die musikalischen
Ambitionen ihres Vaters erfüllen würde, wenn sie nur einmal beachtet würde.
Zu Beginn gab es ein paar Abstriche bei den Höhen, die sich dann jedoch
legten. Diese Abstriche sind auch bei Rebekka Reister zu attestieren,
die jedoch durch ihr komödiantisches Timing gefallen konnte.
Aristeas
Bräutigam Don Carolino sang Manuel KÖNIG. Er machte im Ganzen seine Sache
sehr ordentlich, kämpfte aber gerade zu Beginn sehr mit den tenoralen
Läufen und Höhen. Aber auch das legte sich nach der Pause. Frank Dolphin
WONG als Diener Biscroma spielte zu gewollt komisch, es fehlte hier an
dem Gefühl dafür, wann es genug ist. Stimmlich waren in seiner Baritonstimme
einige rauhe, scharfe Töne zu vermelden.
Am
Pult des kleinen ALLEE-THEATER ENSEMBLES, welches vollkommen fehlerlos
spielte, dirigierte Fabian DOBLER mit viel Brio und Tempo, was dem Stück
gut bekam, und die Musik nach mehr klingen ließ, als sie eigentlich beinhaltet.
MK
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