Mit
der aktuellen "Don Giovanni"-Produktion in Hamburg warm zu werden ist
auch nach mehrfachem Besuch schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Einige
Ansätze sind ja interessant, aber sie werden von so viel überflüssigem
szenischem Klimbim überlagert, daß man sie beinahe nicht wahrnimmt.
Auch
Mark STONE gelang es nicht, die Titelrolle der Regie entsprechend auszufüllen.
Es fehlte hier einfach an Charisma. Hinzu kam, daß er nicht nur darstellerisch,
sondern auch gesanglich eher ein Leporello, denn ein Giovanni war. Seiner
Stimme fehlt es neben dem notwenigen Kraftpotential auch an Geläufigkeit.
Kurzfristig eingesprungen war Alik ABDUKAYUMOV als Leporello. Schade,
daß sich hierfür niemand aus dem staatsoperneigenen Baß-Reservoir gefunden
hatte. Für die Ohren wäre es sicher schmeichelhafter gewesen.
Katja
PIEWECK ist als Donna Elvira immer wieder ein Erlebnis. Ihre Stimme besitzt
eine warme, angenehme Färbung, klingt niemals schrill oder gar überfordert.
Szenisch gelingt es ihr, alle Facetten Elviras aufzeigen (die eigentlichen
wie die inszenatorischen), ohne die Figur irgendwann der Lächerlichkeit
preiszugeben. Auf ihre Ortrud im Mai darf man ausgesprochen gespannt sein.
Donna
Anna konnte hier nicht ganz mithalten. Alex PENDA bot zwar ebenfalls interessante
Gestaltungsansätze, zeigte aber gegen Ende hin und vor allem in den Koloraturen
konditionelle Schwächen. Ihr zur Seite bewies Dovlet NURGELDIYEV, daß
die gespielte Version mit nur einer Arie für ihn als Don Ottavio einfach
zu wenig ist. Allerdings nutzte er "Il mio tesoro intanto" und auch alle
anderen Szenen erneut für die vollendete Präsentation kunstvollen Mozartgesangs.
Ebenfalls
überzeugend konnte das dritte Paar mit Katerina TRETYAKOVA und Szymon
KOBYLINSKI. Der junge Sopran zeigte eine natürlich agierende Zerlina,
band einfach alle Regieideen wie selbstverständlich in ihre Interpretation
mit ein und konnte stimmlich mehr als überzeugen. Ihr Partner schien am
Anfang noch ein wenig nervös, was sich aber rasch verlor. Sein Masetto
klingt angenehm bodenständig und bereits sehr ausgereift. Das Zusammenspiel
beider war kongenial.
Tigran
MARTIROSSIAN sah man als Komtur nur kurz am Anfang auf der Bühne. Dafür
war der Hörerlebnis am Ende des Abends um so beeindruckender. So sollte
Baß klingen.
Der
CHOR (Leitung: Christian GÜNTHER) bot eine ausgesprochen gute Leistung.
Leider
gelang es Alexander SODDY nicht, den auf der Bühne agierenden den entsprechenden
musikalischen Rahmen zu bieten. Die PHILHARMONIKER HAMBURG spielten zwar
einen recht ordentlichen Mozart-Interpretation, doch die Kommunikation
zwischen Graben und Bühne schien einige Male kompliziert.
Alles
in allem war es ein unterhaltsamer, über weite Strecken kurzweiliger Abend.
AHS
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