Unsere
Erstbegegnung mit dieser Produktion war vor etwas über zwei Jahren wenig
erfreulich, weswegen wir nicht allzuviel erwarteten: wir wurden an diesem
Abend positiv überrascht.
Dies
bezieht sich ausdrücklich weder auf die nur sehr beschränkt komische Inszenierung
von Hans HOLLMANN aus dem Jahre 1996, die aus unerfindlichen Gründen auf
einem Schiff spielt (Bühnenbild Hans HOFFER), noch auf das Dirigat von
Alfred ESCHWÉ, welches extrem langsam wirkte und schwunglos war. Hinzu
kamen dann noch die überreichlichen Verspieler der PHILHARMONIKER HAMBURG
und die auch nur wenig inspirierende Leistung des CHORS (Leitung Stefan
BILZ).
Schließlich
war da auch noch Peter GALLIARD als (eingesprungener) Eisenstein, der
in den Höhen kaum vorhanden war und beim Rest leider ausgesprochen penetrant
versuchte, komisch zu sein, ohne dieses Ziel jemals zu erreichen.
Aber
das waren die einzigen Negativa des Abends. Unbestreitbarer Star der Vorstellung
war Katerina TRETYAKOVA als Adele, die ihre Koloraturen sang, als sei
dies das einfachste von der Welt, und mit natürlicher Ausstrahlung und
im Vergleich zur ersten Begegnung in dieser Rolle um Lichtjahre verbessertem
Timing in den Dialogen erfreute.
Silvana
DUSSMANN hatte als Rosalinde einige Töne, die gefährdet klangen, aber
der Gesamteindruck war positiv, zumal sie ohne jegliche Übertreibung auskam,
immer präsent wirkt und weiß, wie man Sprechtexte zu servieren hat. Ähnliches
ist über den Alfred von Jürgen SACHER zu berichten, der alles aus der
Figur macht, selbst wenn vielleicht nicht jede Stelle hundertprozentig
strahlend klingt. Auch bei ihm ist eine deutliche Verbesserung zur Erstbegegnung
festzustellen.
Opernstudiomitglied
Thomas FLORIO (Dr. Falke) hat sich seit dem vergangenen Jahr enorm entwickelt.
Wirkte er zunächst immer unauffällig, hat er jetzt seine Bühnenpräsenz
deutlich verbessert, und seine Stimme und seine Fähigkeit zu phrasieren,
wachsen mit jeder Begegnung. Dieser Falke war tatsächlich einmal ein glaubwürdiger
Initiator der Intrige. Renate SPINGLER ist ein hochklassiger Orlofsky,
bei dem man niemals das Gefühl hat, daß hier eine Frau auf der Bühne steht,
die einen Mann spielt. Daß sie glorios dabei singt, versteht sich bei
ihr fast schon von selbst.
Wilhelm
SCHWINGHAMMER (Frank) verfügt über eine prächtige Baßstimme, die natürlich
ganz andere Aufgaben meistern kann. Er ist darstellerisch gerade auch
im Zusammenspiel mit Frosch grandios amüsant. In den kleinen Rollen sind
Ziad NEHME, als Dr. Blind eine echte Überbesetzung, und Solen MAINGUENÉ
als Ida, die bisher wenig Begeisterung wecken konnte, hier aber plötzlich
soviel komisches Talent entwickelte, daß man bei der leichteren Muse unbedingt
einsetzen sollte, zu hören.
Schließlich
ist da noch der Frosch von Gustav Peter WÖHLER. Wöhler gehört zu den raren
Schauspielern, die eine Bühne füllen können, ohne groß etwas zu tun. Wenn
er dann aber etwas tut, schafft er es unglaublicherweise selbst die ältesten
Witze des Textes so zu präsentieren, daß man unweigerlich Tränen lacht.
MK
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