Am
4. November 2012 eröffnete die bereits vierte private Musiktheaterbühne
Hamburgs nach der Kammeroper, dem Engelsaal und dem Opernloft. Sie nennt
sich Opernfactory und befindet sich in einer alten Fabrikhalle - dem Geruch
nach ein Teekontor - im nicht sonderlich glamourösen Tonndorf. Während
die ersten drei Häuser komplette Opern (Kammeroper), Operetten (Engelsaal),
bzw. gekürzte Opern (Opernloft) spielen, gibt es in diesem Haus ca. viermal
pro Monat Galaprogramme, die unter einem bestimmten Motto Stücke aus dazu
passenden Opern quasi halbszenisch zur Aufführung bringen.
Gespielt
wurde ein "Zauberflöten"-Medley, sowie Arien und Szenen aus "Rusalka",
"Cenerentola", "Hänsel und Gretel", "Bastien et Bastienne", "Samson et
Dalilah", der "Lustigen Witwe" und "Orpheus in der Unterwelt" (Offenbach).
Barbara
KALINER, die Leiterin der Opernfactory, welche zudem die Regie und Kostüme
verantwortete, sang die 2. Dame, Rusalka, Hanna Glawari (und nicht Vilja
wie das Programmheft fälschlicherweise ausweist...), die Knusperhexe,
das Sandmännchen und Venus mit ziemlich scharfem Ton und häufig versäumten
Einsätzen. Sie gefiel sich vermutlich weitaus besser als mir. Gerade das
Sandmännchen fiel besonders negativ auf. Wesentlich besser schlugen sich
die anderen Sänger.
Katrin
REDEPENNIG absolvierte die 1. Dame, Papagena, Gretel, Minerva und Eurydike
grundsolide, gelangte mit dem (transponierten?) "Der Hölle Rache" jedoch
ein wenig an ihre Leistungsgrenzen.
Die
kompletteste Leistung erbrachte Xenia GANZ mit ihrem schön strömendem
Mezzo und einer guten Portion schauspielerischen Talents. Sie gefiel sowohl
als 3. Dame, wie auch als verführerische Angelina und ebensolche Dalilah,
sowie als Diana und Hänsel. Für weitere Aufführungen sollte man sich jedoch
vielleicht überlegen, ob es nicht etwas besser wäre, beim Hänsel gewisse,
geschlechtsspezifische Körpermerkmale ein klein wenig zu kaschieren und
nicht noch durch Hosenträger zusätzlich zu betonen...
Mario
TREICHEL, der sich zusätzlich zu seiner Musicalausbildung im klassischen
Gesang weiterbilden ließ, ist sicherlich nicht der allerbeste Sänger,
dafür war er ein ungemein präsenter und einnehmender Darsteller, der als
Papageno, Jupiter und Herr Colas ("Bastien et Bastienne") viel Spaß machte.
Jeong-Hwan
PARK wirkte ein wenig steif, meisterte seine Szenen im Großen und Ganzen
sehr solide. Ich bin mir jedoch nicht sicher, welches Stimmfach er eigentlich
hat. Laut Homepage der Opernfactory ist er Bariton. An diesem Abend sang
er allerdings Tamino und einen erstaunlich kurzhaarigen Samson (den kurzen
Part gegen Ende des "Mon Coeur"). Seinem mutmaßlich leicht transponierten
Sarastro (!!!) fehlten dafür etwas die ganz tiefen Töne. Im "Orpheus"
gab er außerdem den souveränen Pluto.
Ulrike
LIPPE begleitete die Sänger am Flügel, ohne großartig aufzufallen. Es
dürfte sich von selbst verstehen und ist wohl müßig zu erwähnen, daß die
Zugabe das "Brindisi" aus "Traviata" war. WFS
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