Was
der Intendant der HAMBURGER SYMPHONIKER Daniel KÜHNEL vor Beginn des Konzertes
über den Zusammenhang des Stückes mit der 2017 vor fünfhundert Jahren
stattgefundenen Reformation zu sagen versuchte, dürfte sich nicht nur
mir nicht erschlossen haben.
Die
Hamburger Symphoniker, die sich keinen einzigen Patzer leisteten, klangen
unter der Leitung von Philippe JORDAN opernhafter, als ich sie jemals
zuvor gehört hatte. Überhaupt betonte Jordan weniger die sakrale, als
die musikdramatische Seite des Stückes. Ich kann mich nicht erinnern,
live schon einmal so viele Anklänge an "Don Carlos" oder "Aida" gehört
zu haben. Der Widerstreit zwischen der Angst vor Verdammnis und der Hoffnung
auf Erlösung wurde geradezu exemplarisch herausgearbeitet.
Die
beiden beteiligten Chöre, der NDR-CHOR und der AKADEMISCHE CHOR DES RUMÄNISCHEN
RUNDFUNKs, waren stimmstark und ohne jeden Tadel dabei und trugen zu dem
positiven Gesamteindruck des Abends beträchtlich bei.
Bei
den Damen fehlte es Kristin LEWIS beim "Libera me" ein bißchen an Volumen,
um in der Höhe über die geballte Kraft der beiden Chöre hinwegzukommen.
Sie ließ aber ansonsten einen frischen, klaren Sopran hören, der sicherlich
eine Wiederbegegnung lohnt. Michaela SCHUSTER klang zunächst zu brustig,
zu orgelnd, um mit den anderen drei Solisten tatsächlich ein Ensemble
zu bilden. Erst im "Agnus dei" hatte sich dies dann gelegt.
Die
Herren waren insgesamt stärker besetzt. In der Tenorpartie war Robert
Dean SMITH zu hören. Es war faszinierend zu hören, zu welchen lyrischen
Aufschwüngen die Stimme nach den diversen schweren Wagner-Partien fähig
ist. Auch auf die Gefahr hin, daß ich mich wiederhole: Mehr italienische
Rollen für den Sänger! Der Baß Dimitry IVASHCHENKO stellte eine spannende
Erstbegegnung dar. Die Stimme scheint prädestiniert zu sein für die Baßpartien
von Verdi. "Confutatis maledictis" wird mir in Phrasierung und Intensität
sicher noch eine Weile nachhängen. MK
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