Es
scheint tatsächlich eine schöne Tradition geworden zu sein, Mozarts Da
Ponte-Opern für eine Serie pro Saison fast aus dem Ensemble zu besetzen.
Das hat in den vergangenen Spielzeiten häufig geradezu beglückende Abende
gegeben; dieser gehörte leider nur teilweise dazu.
Wilhelm
SCHWINGHAMMER hatte bereits im Januar 2011 einen exzellenten Figaro auf
die Bühne gestellt, jetzt sieht man ihn auch darstellerisch auf dem Weg
zum Conte. Die Stimme wird größer, bleibt aber dabei angemessen flexibel.
Es macht schlichtweg Spaß, dem Sänger und seiner Entwicklung zuzusehen.
Seine Susanna Katerina TRETYAKOVA übertraf ihn sogar noch. Die Stimme
wächst noch immer weiter, ohne dabei ihre aparte Timbrierung zu verlieren
oder gar in den Koloraturen Abstriche zu erleiden. Dazu kommen Bühnenpräsenz
und Spontaneität in den Rezitativen. Die Rosenarie wurde zum heftig gefeierten
Höhepunkt des Abends.
Daß
der Adel in dieser noch immer wunderschönen Johannes SCHAAF-Inszenierung
abgedankt hat, mußte man dieses Mal leider auch an der Besetzung feststellen.
Maija KOVALEVSKA war als Gräfin noch akzeptabel, aber fiel darstellerisch
kaum auf, und gesanglich hatte sie leider in "Dove sono" einen unschönen
Durchhänger mit vielen angeschliffenen Tönen. Schlecht war es um den Grafen
gestellt, an dem Viktor RUD sich versuchte. Die Stimme ist weder ausreichend
durchschlagskräftig, klang in der Arie überfordert, und darstellerisch
geht er im Dekor unter. Sich in den vielleicht kleidsamsten Herrenkostümen
des Repertoires (Ezio TOFFOLUTTI) wie ein Schluck Wasser zu bewegen, muß
man auch erst einmal schaffen.
Absoluter
Tiefpunkt des Abends war dann jedoch Peter GALLIARD als Basilio. Darstellerisch
unerträglich aufdringlich war die stimmliche Leistung schlichtweg indiskutabel.
Sobald auch nur etwas höhere Töne gefordert waren, klang alles nur noch
gequält. Gebete, die Arie von der Eselshaut an diesem Abend zu streichen,
wurden leider nicht erhört.
Rebecca
Jo LOEB war als Cherubino ebenfalls auf hohem Niveau; man konnte die pubertierenden
Nöte förmlich spüren. Mit Timing in Gesang und Spiel und intelligenter
Phrasierung gelang eine sehr stimmige Figur.
Der
pure Luxus in den kleineren Rollen waren Renate SPINGLER, die mit sichtlichem
Spaß alle Facetten von Marcellina ausspielte und -sang, und Mélissa PETIT
als Barbarina, die sich einmal mehr für größere Aufgaben empfiehlt. Hinzu
kamen noch Frieder STRICKERs immer wieder sehenswerte Juristenparodie
Don Curzio und Ayk MARTOROSSIAN als solider Bartolo. Dieter SCHWEIKART
komplettierte als Antonio.
Das
ORCHESTER unter der Leitung von Stefan
SOLTESZ geriet mehr als einmal aus dem Tritt, und die Balance zur Bühne
war in den Ensembles auch nicht gegeben. Es wirkte leider immer wieder
sehr improvisiert, wie die Sänger und der Graben wieder zusammenfanden.
Der CHOR (Leitung: Christian GÜNTHER) blieb unauffällig. MK
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