Keine
Ahnung, ob in Hamburg und Umgebung jede Menge Opernkarten oder entsprechende
Gutscheine unter den Weihnachtsbäumen lagen, oder ob derzeit allgemein
mehr Opernbesuche in sind, der Zuschauerraum der Staatsoper war an diesem
Abend jedenfalls für einen Dienstag überraschend voll.
Ob
die Gelegenheitsbesucher nach dieser szenischen Interpretation von Verdis
"Rigoletto" wiederkommen, ist etwas fraglich, musikalisch jedoch bekam
man einiges geboten.
Carlos
ALMAGUER in der Titelpartie machte zu Beginn einen recht positiven Eindruck.
Im Laufe des Abends zeigten sich jedoch mehr und mehr konditionelle Schwächen
sowie einige unschöne Brüche in Stimme. Bei der Charakterisierung der
Rolle gelangen ihm die Übergänge vom Narren zum Vater und zurück recht
gut. Allein sein gestische Repertoire beschränkte sich auf einige klassische
Gebärden, die irgendwann vorhersehbar waren.
Ein
Ausbund an Lebensfreude und Vergnügen war der Herzog in der Interpretation
von Francesco DEMURO. Der Tenor verfügt über eine angenehme, volle Stimme
und setzt seine entsprechenden Fähigkeiten klug ein. Alle Spitzentöne
saßen sicher. Es machte einfach Spaß, ihm zuzusehen wie zuzuhören.
Unbestrittener
Star des Abends war allerdings Katerina TRETYAKOVA als Gilda. Ihre Stimme
ist ein beträchtliches Stück gewachsen und gereift. Die musikalische Interpretation
verspricht mit ihren warmen Farben und dem sauberen Klang bereits viel
für zukünftige Partien. Dazu kommt eine angenehm natürliche Bühnenpräsenz
gepaart mit einer unglaublichen Sicherheit im Auftreten.
Jongmin
PARK gab einen großartigen Sparafucile mit einer Stimme so dunkel, daß
man allein vom Hören das Fürchten bekam. Keine Ahnung, woher der junge
Sänger das Volumen und die Kraft für die gezeigte stimmliche Leistung
nimmt. Es war in jedem Fall über die Maßen beeindruckend. Die Maddalena
von Renate SPINGLER hatte sichtlich Spaß am Turteln mit dem Herzog und
bewies ein weiteres Mal, daß die Rolle, durch einem vollwertigen Mezzo
mit klangschöner Stimme interpretiert, mehr als eine bloße Stichwortgeberin
ist.
Paulo
PAOLILLO (Borsa) und Levente PÁLL (Ceprano/Schließer) überzeugten mit
ihren kurzen Auftritten. Mélissa PETIT (Gräfin Ceprano/Page) ging trotz
ihrer beiden nur kurzen Auftritte nicht im Geschehen unter, wohingegen
Thomas FLORIO als Marullo eher enttäuschte. Juhee MIN (Giovanna) hat ihre
Stärken im Schauspiel, muß aber unbedingt an der stimmlichen Umsetzung
arbeiten.
Mit
der Orchesterherrlichkeit, die am Sonntag zu hören gewesen war, war es
leider vorbei. Alexander SODDY gelang es nicht, ein ähnliches Klangerlebnis
zu erzeugen. Die Bläser patzten munter. Es gab den einen oder anderen
falschen Einsatz. Die PHILARMONIKER HAMBURG waren ganz allgemein nicht
sonderlich gut disponiert und klangen ein ums andere Mal viel zu laut.
Der
HERRENCHOR (Leitung: Florian CSIZMADIA) dagegen klang wesentlich besser
als noch zwei Tage zuvor. An der Choreographie könnte man vielleicht noch
ein bißchen feilen, doch beim Gesang wie beim Herumhüpfen auf der Bühne
war funktionierte das Kollektiv perfekt. AHS
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