Ich
habe meiner Kritik für die Premierenserie von Gounods "Faust" in der vergangenen
Saison nichts hinzuzufügen, was die szenische Seite angeht. Die Produktion
ist und bleibt irgendwo zwischen stinkfad und einfach blödsinnig.
Musikalisch
hatte sich jedoch einiges gebessert. Das
lag zum einen daran, daß die musikalische Leitung jetzt von Simone YOUNG
übernommen wurde. Das PHILHARMONISCHE STAATSORCHESTER schwelgte durch
das Stück, die Kleinigkeiten wurden ausmusiziert, diejenigen Stellen der
Partitur, die so unglaublich schön sind, klangen auch endlich entsprechend.
Zudem konnten sich die Sänger wesentlich sicherer aufgehoben fühlen, da
sie nicht durch ständige Tempiwechsel aus dem Konzept gerieten.
Der
CHOR wird szenisch noch immer der Lächerlichkeit preisgegeben, musikalisch
klingen sie deutlich besser als im Februar.
Zum
anderen lag es daran, daß die Besetzung nunmehr auf sehr viel höherem
Niveau ist. Tigran MARTIROSSIAN als Mephisto ist szenisch gereift, und
die bessere musikalische Leitung ließ ihm erheblich mehr Gelegenheit seine
Baßstimme strömen zu lassen und vor allem auch mit dem Text umzugehen.
In
der Titelrolle gab es eine Wiederbegegnung mit Marcello GIORDANI. Diesem
Sänger ist zu eigen, daß er mit seinem angenehmen Timbre in der Lage ist,
Phrasen und Spitzentöne zu singen, die einem den Mund vor Staunen offen
stehen lassen, aber wenig später plötzlich wiederum Momente hat, die befürchten,
er sei von einer Indisposition befallen. Doch die exzellenten Momente
überwogen, und dazu bewegte er sich unbefangener als die Premierenbesetzung,
so daß etwas mehr Leben auf der Bühne herrschte.
Elena
MOSUC als Marguerite ist beteiligter, weiß mehr mitzureißen und ist auch
"da", wenn sie gerade nichts oder nur wenig zu singen hat. Sie scheint
sich auch nicht daran gebunden zu fühlen, ein kleines Mädchen spielen
zu müssen, sondern stellt eine junge Frau auf die Bühne, die quasi aus
Versehen in die ganze Situation hineinrutscht. Stimmlich ist sie absolut
tadellos.
Nicht
verbessert hat sich George PETEAN als Valentin. Dort machen sich die gleichen
Mängel wie zu Beginn des Jahres bemerkbar, die kratzigen Höhen zumindest
in dieser Partie konnten bislang nicht beseitigt werden.
Alexander
TSYMBALYUK stellt für den Wagner noch immer eine Luxusbesetzung dar, gleiches
gilt für die Marthe von Renate SPINGLER. Rebecca Jo LOEB als Siebel fiel
allerdings doch etwas ab, indem sie vollkommen unauffällig blieb. MK
|