IWenn
man sich vorstellt, wie ein massiv von "Spongebob Schwammkopf", "Rockos
modernes Leben" und "Futurama" beeinflußter Comiczeichner mit einem Faible
für die dreißiger Jahre seine Version der Reality-TV-Show "The Bachelor"
(Prinzip: eine Horde aufmerksamkeitsgeiler Frauen buhlt um die Gunst eines
smarten Schleimbolzen) auf dem Mars zu Papier bringt, hat man eine ungefähre
Ahnung davon, wie die Neuproduktion von "La Cenerentola" an der Hamburgischen
Staatsoper aussieht.
Was
Renaud DOUCET (Regie und Choreographie) und sein Kostüm- und Maskenbildner
André BARBE auf die Bühne brachten ist so herrlich verdreht, durchgeknallt,
selbstironisch und mit einem Schuß Gesellschaftskritik gewürzt, daß es
eine reine Freude ist. Jeder Erwachsene, der im Herzen ein Kind geblieben
und nicht willens ist, dieses zu ändern, kann mit dieser Inszenierung
verdammt viel Spaß haben. Ich möchte hier keine der zahlreichen Details
verraten, da man dieses Gesamtkunstwerk einfach gesehen haben muß. Das
ist DIE begeisternde Produktion, auf die ich in Hamburg seit einer halben
Ewigkeit gewartet habe. Ich hoffe nur inständig, daß sie sich nicht abnutzt!
Am
musikalischen Gelingen des Abends hatten auch gerade die Frauen einen
maßgeblichen Anteil. Maite BEAUMONT ist nach ihrer Zeit im Ensemble ein
immer wieder gern gesehener Gast. Ihre Cenerentola ist zwar eher zurückhaltend,
jedoch keineswegs ein verhärmtes Mauerblümchen und hat es faustdick hinter
den Ohren. Technisch ist sie der Partie zudem jederzeit gewachsen.
Dieses
Niveau hielten die herrische Renate SPINGLER und die bockige Gabriele
ROSSMANITH als die bösen Stiefschwestern Tisbe und Clorinda. Es war einfach
ein Genuß, deren Gezicke und Gekeife zu hören und zu sehen. Ihr Zusammenspiel
war schlichtweg grandios. Da sieht man mal wieder, was man an einem richtig
gut aufeinander eingespielten Ensemble hat!
Maxim
MIRONOV (Don Ramiro) machte eigentlich nichts falsch. Allerdings konnte
er mich nicht wirklich überzeugen. Sein Vortrag ging irgendwie an mir
vorbei, die Rolle hat mich in seiner Interpretation einfach nicht sonderlich
interessiert.
Bei
den tiefen Herren stach Tigran MARTIROSSIAN als köstlicher Alidoro heraus.
Er hat zwar nicht viel zu singen, aber das hat definitiv Eindruck gemacht.
Enzo CAPUANOos (Don Magnifico) Auftrittsarie fand ich ziemlich uninteressant,
er konnte sich jedoch über den Abend zu einer grundsoliden Leistung mit
gutem Parlando steigern. Viktor RUD hatte als Dandini ein, zwei lichte
Momente, blieb der Rolle aber so einiges an aufgeplustertem Ego und Hintertriebenheit
schuldig.
Ziemlich
fade, teils arg konfus und ohne große Dynamik, gerade in den beiden Crescendi
ließ Antonello ALLEMANDI die Ouvertüre von den HAMBURGER PHILHARMONIKERN
spielen. Danach fand er dann aber den Weg zu einem souveränen, aber nicht
unbedingt mitreißenden Dirigat. Vom CHOR unter der Leitung von Florian
CSIZMADIA hätte ich mir etwas mehr Inspiration und Feuer gewünscht. WFS
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