In
der zweiten "Onegin"-Serie dieser Spielzeit hatte man die Titelpartie
mit Dalibor JENIS besetzt. Bei ihm wurde man den Eindruck nicht los, er
würde mehr auf seine Haarpracht, denn auf seine stimmliche oder gar darstellerische
Leistung setzen. Oft posierte er an der Rampe, scheinbar stets um die
große Show bemüht, die er mit seiner teilweise ruppig klingenden Stimme
leider nicht bot. Selten hat mich ein Onegin derart gelangweilt wie dieser.
Es steht zu hoffen, daß es seine ganz eigene Interpretation der Rolle
war, aber diese Hoffnung ist nicht sehr groß. Gegen die Tatjana des Abends
hätte er aber ohnehin nur eine Chance gehabt, wenn er mehr Engagement
gezeigt hätte.
Würde
man mich nach meiner Idealbesetzung Tatjanas fragen, so wäre sicher viel
der Interpretation von Tatiana MONOGAROVA dabei. Ihre Stimme paßt perfekt
auf die Rolle. Sie klang so kraftvoll, ohne überstrapaziert zu wirken,
so sattfarben und ungekünstelt, daß das Zuhören ein Vergnügen war. Komplettiert
wurde dies mit einer rollengerechten Darstellung. Nach der Pause sah man
eine junge Frau, die ebenso jeder Zoll eine Fürstin war, wie sie zuvor
das hoffnungslos verliebte, romantische Mädchen gewesen war. Und es ist
eine Weile her, daß eine Tatjana so sehr an den Arm ihres Gremins gehört
wie hier.
Maria
MARKINAs Olga war mädchenhafter als die der vorhergehenden Vorstellungen,
deswegen aber nicht weniger frech. Nicht nur im Spiel, auch stimmlich
gestaltete sie den lebenslustigen Charakter ausgesprochen eindrucksvoll
und ihr gelang es, die dramatische Stimmung am Ende der Ballszene mitzutragen.
Auch
das verbleibende Ensemble zeigte wieder ausgesprochen gute Leistungen.
Dovlet NURGELDIYEV gelangen zwei tadellose Abendleistungen, bei denen
das Publikum nach der Arie beide Mal in seiner Begeisterung kaum zu bremsen
schien. Der Gremin von Alexander TSYMBALYUK klang nun wieder gewohnt sicher,
nur eben dunkler. Katja PIEWECK (Larina) und Susanne SOMMER (Filipjewna)
gaben der Erinnerung an frühere Zeiten eine schöne Melancholie.
Amüsant
war, daß Levente PÁLL in seiner kurzen Szene als Saretzki dem Onegin des
Abends hörbar überlegen war, und an Dong-Hwan LEEs Hauptmann hätte man
allerhöchstens an seiner Walzer-Qualifikation etwas auszusetzen. Wesentlich
weniger angenehm klang Triquet in der Interpretation von Peter GALLIARD.
Auch
das Dirigat (Karen KAMENSEK) und die Orchesterleistung konnten wieder
nicht überzeugen. Dafür bot der CHOR samt Vorsänger (Yue ZHU) eine sehr
solide Gesangsleistung. AHS
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