Jedesmal,
wenn ich Steven PIMLOTTs Inszenierung sehe, frage ich mich verzweifelt,
was an Frauen in Fatsuits, die mit Besen gymnastische Übungen veranstalten,
komisch sein soll. Jedesmal lacht ein Teil des Publikums, und ich verstehe
einfach nicht warum.
Aber
so wirklich Begeisterung kann auch der Rest der Regiearbeit nicht wecken.
Neben kleinen Fehlern, wenn Macbeth beispielsweise nach seinem Schwert
und seinem Dolch schreit, aber dann mit der Streitaxt in den Kampf zieht,
die Hexen mit einer Waffe bedroht, die er nicht hat, oder sich wundert,
warum der Hexenkessel verschwunden ist, weil sich der Chor davorgestellt
hat, gibt es auch große Logikfehler. Die Frage, warum Macbeth mit zwei
Dolchen zum Morden von Duncan zieht, aber nur mit einem zurückkehrt, beschäftigt
mich schon seit langem (Überlegung meiner Begleitung: Wenn am Ende des
Aktes alle Beteiligten Duncans Stichwunde berühren, suchen sie in Wahrheit
den zweiten Dolch). Der Moment, in dem Macduff zusammen mit dem Chor Macbeth
einkreist und dann tötet, mag aus dem Parkett noch sinnvoll sein, von
oben wirkt das Ganze sehr albern. Und wenn Macbeth dann offenbar in die
"U-Bahn des Todes", wo bereits alle anderen Toten sitzen, einsteigt, ist
die Albernheit endgültig nicht mehr zu steigern.
Hinzu
kommen noch die wenig reizvollen und stimmungslosen Einheitsbühnenbilder
von Tobias HOHEISEL und die schon erwähnten häßlichen Chorkostüme (Ingeborg
BERNERTH), wobei man immerhin zugeben muß, daß die Solistenkostüme einigermaßen
kleidsam sind.
Der
Macbeth gehört sicherlich zu den besten Rollen von Lucio GALLO. Wie er
immer mehr in Verfolgungswahn und Irrsinn abdriftet, ist meisterhaft dargestellt
und gesungen. Die Momente nach dem Mord an Duncan werden gespickt mit
herrlichen piani, während natürlich auch die Kraft für die großen Ausbrüche
vorhanden ist. Das voller Resignation gesungene "Pietà, rispetto, amore"
macht schließlich deutlich, daß bereits zu diesem Zeitpunkt alles sinnlos
geworden zu sein scheint.
Banco
wurde am 4. April von Tigran MARTIROSSIAN verkörpert, der mit warmen Baß,
der sich im ersten Akt wunderbar mit der Stimme Macbeths mischt, und kleinen
Gesten Autorität verbreitet, aber auch das sofortige Mißtrauen, das nach
der Prophezeiung zwischen den Kampfgefährten entsteht, ausspielt. Am 8.
April war es Alexander TSYMBALYUK, der mit großer Stimme und sehr durchdachter
Phrasierung den Vater von Königen darstellte. In beiden Fällen konnte
man den frühen Tod der Figur nur bedauern, zumal die Produktion Banco
keinen Auftritt in der Bankettszene gönnt.
Amarilli
NIZZA singt als Lady lauter richtige Töne. Leider führt das nicht dazu,
daß es ihr gelingt, dem Charakter der Figur irgendwie nahezukommen. Es
fehlt an einer wirklichen Interpretation, man hat weder das Gefühl, daß
sie mit dem Text umgeht, noch daß sie darstellerisch Akzente setzt.
Wookyung
KIM ist wie viele Macduffs vor allem in der Arie und vorher bei der Entdeckung
von Duncans Leiche auffällig. Diese beiden Momente singt er jedoch mit
höchster Emphase seines schöntimbrierten Tenors, den man hier auch gerne
einmal wieder in größeren Rollen hören würde.
Paulo
PAOLLILO machte alles aus dem Malcolm, ließ eine sehr gut geführte, lyrische
Stimme hören und war ohne weiteres in der Lage, in der Zwei-Tenöre-Cabaletta
mitzuhalten. Ein weiteres Tenortalent aus dem Internationalen Opernstudio!
In
den kleinen Rollen brillierten Katharina
BERGRATH als sehr präsente Kammerfrau, Levente PÁLL als auffällig schönstimmiger
Diener und Jongmin PARK als Mörder und Erscheinung mit profundem Baß.
Weniger erfreulich war hier Dieter SCHWEIKART als Arzt mit sehr angegriffener
Stimme.
Marcus
R. BOSCH war nach längerer Durststrecke bei den Dirigenten wieder einmal
eine erfreuliche Erscheinung, zumindest in der Vorstellung vom 8. April.
Am 4. April ging da doch einiges durcheinander. Er dirigierte schwungvoll,
meist sängerfreundlich und durchaus mit eigenen Akzenten. Die PHILHARMONIKER
HAMBURG spielten seit langem einmal wieder fehlerfrei und folgten den
Intentionen des Dirigenten, so daß aus dem Graben wesentlich Angenehmeres
zu hören war als von Seiten des CHORS (Leitung: Florian CSIZMADIA). Man
konnte sich des Eindrucks nicht erwähren, daß die alberne Choreographie
insbesondere der Hexenszenen das Singen ganz erheblich beeinträchtigte.
MK
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