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Rahmen der Belcanto-Wochen an der Hamburgischen Staatsoper gab es ein
Wiedersehen mit der "Fille du Régiment", die 2006 ihre Premiere erlebte.
Alexander
von PFEIL siedelt das Geschehen in der heutigen Zeit an, die Soldaten
tragen entsprechend Camouflage-Kleidung (Kostüme: Sharon ROHARDT, Bühnenbild:
Bernd DAMOVSKY). Das ist aber auch schon das einzig "Provokante" an der
Inszenierung. Die amüsanten Szenen verkommen, insbesondere im zweiten
Akt, zu einer unmotivierten Aneinanderreihung von vermeintlich lustigen
Aktionen, die man an anderer Stelle bereits wesentlich besser umgesetzt
sah, inklusive der sehr nervigen Figur des Tanzmeisters (Eric MIOT) und
einer li-la-lustigen Tortenschlacht im Finale. Die Kapitel "Bananenschalen"
und "Leitern tragen" im Buch "Minimalkonsens-Humor für Dummies" hat von
Pfeil glücklicherweise übersprungen... Die ernsthafteren Teile sind nicht
sonderlich spannend, aber alles in allem nicht störend inszeniert. Insgesamt
wirkt die ganze Produktion sehr lieb- und einfallslos.
Dafür,
daß dieser Abend einen doch mit einem breiten Grinsen im Gesicht entließ,
sorgte ein hervorragend aufgelegtes Solistenensemble. Allen voran ist
der Hausdebütant Dmitry KORCHAK zu nennen, welcher sich als Tonio mit
einer charmanten Verve sofort in die Herzen des ganzen Auditoriums sang.
Selten habe ich das doch tendenziell eher zurückhaltende Hamburger Publikum
so frenetisch erlebt. Das "Ah, mes amis" meisterte er technisch höchst
souverän, ohne daß dabei die Zwischentöne zu kurz kamen. Auch mit seiner
zweiten Arie wußte er mit Emphase und einer tollen Phrasierung zu begeistern.
Ein Wiedersehen und -hören ist unbedingt erwünscht!
L'ubica
VARGICOVA (Marie) meisterte ihre Rolle ebenfalls auf sehr hohem Niveau.
Ich hätte mir im ersten Akt gelegentlich einen Hauch mehr burschikoseres,
"kerligeres" Auftreten gewünscht, aber im Endeffekt sorgte auch sie für
einen äußerst unterhaltsamen Abend.
Was
für ein tolles Ensemble Hamburg hat, zeigte sich erneut an einer durchweg
tollen Besetzung der kleineren Rollen. Tigran MARTIROSSIAN holte aus dem
Sulpice alles raus, was man aus dieser Rolle rausholen kann, Renate SPINGLER
gab eine wunderbar elegante und arrogante Marquise de Berkenfield. Dong-Hwan
LEE (Hortensio) und Hee-Saup YOON (Corporal) sangen ihre Partien sehr
souverän. Chris LYSACK (Paysan) präsentierte sich erneut als Szenendieb,
wie er im Bilderbuch steht. Ich würde von ihm gerne mal eine Rolle hören,
die mehr als zwei Sätze zu singen hat.
Warum
man für die Duchesse de Crakentorp nun extra einen Travestie-Künstler
("CRISTINA aus Amsterdam") engagiert hat, ohne daß man ihm eine kleine
Szene gibt, in der er sein Können präsentieren kann, habe ich noch nie
verstanden. Das hätte auch ein Statist gekonnt...
Ans
Pult der Hamburger Philharmoniker durfte zur Feier des Tages mal der Chordirektor
Florian CSIZMADIA. Er hielt das ORCHESTER zwar gut zusammen, ließ allerdings
einiges an Leichtigkeit, Charisma und Dynamik vermissen. Kleinere Unstimmigkeiten
mit der Bühne, fing er relativ schnell wieder ein. Wesentlich besser gefiel
mir der CHOR, der auch von Csizmadia geleitet wurde. WFS
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