"DER FLIEGENDE HOLLÄNDER" - 25. April 2010

Es war nicht wirklich erfreulich, was da aus dem Graben erklang. Vor allem war es laut, zahllose Verspieler waren von den PHILHARMONIKERN HAMBURG zu hören, und Stefan SOLTESZ' Tempiwahl war vorsichtig ausgedrückt eigenwillig. Es ließ sich der Eindruck nicht vermeiden, daß Bühne und Graben abgelöst voneinander agierten, da Soltesz' Dirigat wenig Rücksicht auf die Sänger nahm, und diese dann möglichst ihren eigenen Weg suchen mußten.

Hingegen war der CHOR unter Leitung von Florian CSIZMADIA in Hochform.

Es war bei den Sängern der Nachmittag der tiefen Stimmen. Lucio GALLOs Holländer ist in den vergangenen Jahren gereift, indem die Verletzlichkeit nunmehr nicht mehr offenkundig ist, sondern unter einer rauheren Oberfläche liegt und unvermittelt hervorbricht. Die Stimme hat weder noch oben, noch nach unten Grenzen zu fürchten; trotz der übertriebenen Lautstärke aus dem Graben läßt es sich der Bariton auch nicht nehmen, im zweiten Aufzug durch piani zu glänzen.

Tigran MARTIROSSIAN ist optisch ein ungewohnt jugendlicher Daland, was jedoch in keinem Widerspruch zu einer außergewöhnlich reifen Interpretation steht. Der Sänger weiß um den Text, er kann die Stimme elegant fließen lassen und bietet ein fast italienisch anmutendes parlando.

Deborah HUMBLE war eine energische, wohlklingende und in jedem Moment präsente Mary.

Gegenüber den beiden vorherigen Vorstellungen klang Hellen KWONs Senta besser, aber leider nicht gut. Sie hat für die dramatischen Anforderungen der Partie keine Reserven, schon bei den ersten Tönen ergriff einen die Sorge, wie sie die Rolle durchstehen will, und diese Sorge wird im Laufe des Abends zur Gewißheit. Die Spitzentöne kamen angestrengt, schrill, und der Schlußton war erschreckend neben der Spur. Für gar eine Interpretation blieb bei der technisch kaum bewältigten Partie nichts mehr übrig. Lediglich im Duett mit dem Holländer gelangen ihr einige schöne Phrasen.

Über Martin HOMRICH (Erik) kann man positiv lediglich vermelden, daß die Stimme größer geworden ist als bei seinen Hamburger Anfängen, schöner leider nicht. Das Timbre ist wenig qualitätsvoll, die Phrasierung läßt zu wünschen übrig, und irgendwie bleibt einem Erik in dieser Besetzung herzlich gleichgültig.

Jun-Sang HAN machte als Steuermann nicht wirklich etwas falsch, aber es gab durchaus Momente, da klang die Stimme in der Höhe gefährdet und eher dünn.

Marco Arturo MARELLIs Inszenierung und Bühnenbild sind sicherlich nicht der ganz große Wurf, aber sie in ästhetisch und repertoiretauglich; etwas, da man leider über so manche andere Produktion nicht sagen kann. Man muß sich nicht von irgendwelchen wenig plausiblen Einfälle ablenken lassen, sondern kann sich auf die Musik konzentrieren. MK