Es
war nicht wirklich erfreulich, was da aus dem Graben erklang. Vor allem
war es laut, zahllose Verspieler waren von den PHILHARMONIKERN HAMBURG
zu hören, und Stefan SOLTESZ' Tempiwahl war vorsichtig ausgedrückt eigenwillig.
Es ließ sich der Eindruck nicht vermeiden, daß Bühne und Graben abgelöst
voneinander agierten, da Soltesz' Dirigat wenig Rücksicht auf die Sänger
nahm, und diese dann möglichst ihren eigenen Weg suchen mußten.
Hingegen
war der CHOR unter Leitung von Florian CSIZMADIA in Hochform.
Es
war bei den Sängern der Nachmittag der tiefen Stimmen. Lucio GALLOs Holländer
ist in den vergangenen Jahren gereift, indem die Verletzlichkeit nunmehr
nicht mehr offenkundig ist, sondern unter einer rauheren Oberfläche liegt
und unvermittelt hervorbricht. Die Stimme hat weder noch oben, noch nach
unten Grenzen zu fürchten; trotz der übertriebenen Lautstärke aus dem
Graben läßt es sich der Bariton auch nicht nehmen, im zweiten Aufzug durch
piani zu glänzen.
Tigran
MARTIROSSIAN ist optisch ein ungewohnt jugendlicher Daland, was jedoch
in keinem Widerspruch zu einer außergewöhnlich reifen Interpretation steht.
Der Sänger weiß um den Text, er kann die Stimme elegant fließen lassen
und bietet ein fast italienisch anmutendes parlando.
Deborah
HUMBLE war eine energische, wohlklingende und in jedem Moment präsente
Mary.
Gegenüber
den beiden vorherigen Vorstellungen klang Hellen KWONs Senta besser, aber
leider nicht gut. Sie hat für die dramatischen Anforderungen der Partie
keine Reserven, schon bei den ersten Tönen ergriff einen die Sorge, wie
sie die Rolle durchstehen will, und diese Sorge wird im Laufe des Abends
zur Gewißheit. Die Spitzentöne kamen angestrengt, schrill, und der Schlußton
war erschreckend neben der Spur. Für gar eine Interpretation blieb bei
der technisch kaum bewältigten Partie nichts mehr übrig. Lediglich im
Duett mit dem Holländer gelangen ihr einige schöne Phrasen.
Über
Martin HOMRICH (Erik) kann man positiv lediglich vermelden, daß die Stimme
größer geworden ist als bei seinen Hamburger Anfängen, schöner leider
nicht. Das Timbre ist wenig qualitätsvoll, die Phrasierung läßt zu wünschen
übrig, und irgendwie bleibt einem Erik in dieser Besetzung herzlich gleichgültig.
Jun-Sang
HAN machte als Steuermann nicht wirklich etwas falsch, aber es gab durchaus
Momente, da klang die Stimme in der Höhe gefährdet und eher dünn.
Marco
Arturo MARELLIs Inszenierung und Bühnenbild sind sicherlich nicht der
ganz große Wurf, aber sie in ästhetisch und repertoiretauglich; etwas,
da man leider über so manche andere Produktion nicht sagen kann. Man muß
sich nicht von irgendwelchen wenig plausiblen Einfälle ablenken lassen,
sondern kann sich auf die Musik konzentrieren. MK
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