In
der Reihe "OPERA RARA" gibt es an der Hamburgischen Staatsoper jede Saison
eine konzertante Aufführungsserie von vier Abenden mit selten gespielten
Werken der Opernliteratur. Diese Saison stand (nach "Daphne" und "Attila")
nun mit Giordanos Revolutionsdrama "Andrea Chénier" ein allgemein nicht
ganz so (aber trotzdem viel zu) selten aufgeführtes Werk auf dem Spielplan.
In der Hamburger Oper wurde das Werk geschlagene 55 Jahre nicht gespielt!
Trotz
des Engagements eines weltbekannten Sängers in der Titelpartie war (zumindest)
die letzte Aufführung nicht ganz ausverkauft (ein Hinweis auf den "Star"
des Abends auf den Plakaten wäre evtl. hilfreich gewesen...).
Dieser
(Johan BOTHA) sang wie unbeteiligt und ohne irgendwelche Emphase, geschweige
denn Interpretation. Weiß er, was er da singt? Weiß er, daß der Chénier
ein Revolutionär war, und daß das "Improvviso" eine himmelschreiende Anklage
gegen die Ungerechtigkeit in der Gesellschaft ist? Dazu kommt, daß er
sich als unglaublich eintöniger Darsteller präsentierte (wie im "Attila"
spielte das Orchester im Graben, während die Protagonisten auf der Bühne
quasi frei agieren). Sein Gestenspektrum umfaßte: rechten Arm heben, linken
Arm heben, beide Arme heben. Wofür genau ist er jetzt bekannt???
Etwas
mehr zu bieten hatte Norma FANTINI als Maddalena. Sie verfügt über eine
schöne Mittellage und sang durch die Bank weg solide, wenngleich der Rolle
mehr Profil gut getan hätte. Stimmlich harmonierte sie mit ihrem Bühnen-Geliebten
ganz und gar nicht. Ihre Darstellung war mir zu aufgesetzt.
Dem
angesagten Franz GRUNDHEBER (Gérard) kann man nicht vorwerfen, daß er
nichts aus der Rolle machen wollen würde, allerdings macht er für meine
Verhältnisse zu viel, so daß sein Vortrag, den er als einziger streckenweise
mit Hilfe den Noten bestritt, teilweise haarscharf an einer Parodie vorbeischrammte.
Von
ganz anderem Kaliber zeigten sich einmal mehr die Wurzen. Ann-Beth SOLVANG
gab eine interessante Bersi, Christina DAMIAN eine würdige Contessa und
Deborah HUMBLE eine solide Madelon. Brian DAVIS sang einen mehr als passablen
Roucher und Hee-Saup YOON einen mächtigen Fouquier-Tinville. Moritz GOGGs
(Mathieu) wirkte etwas teilnahmslos, wohingegen Jürgen SACHER einen wundervoll
verschlagenen, hinterlistigen Incredibile der Extraklasse sang. Andreas
KUPPERTZ (Dumas) und Yo Chan AHN (Maestro di Casa) ergänzten solide.
Dong-Hwan
LEE (Fléville), Ziad NEHME (Abate) und Kyung-Il KO (Schmidt) demonstrierten
einmal mehr das Potential, das im aktuellen Opernstudio schlummert.
In
Hochform präsentierten sich die HAMBURGER PHILHARMONIKER, die unter Simone
YOUNGs Leitung einen süffigen, aber niemals schmalzigen Klang verströmten,
und das wie immer höchst sängerfreundlich. Der CHOR (Leitung: Florian
CSIZMADIA) absolvierte seinen Part ohne Fehl und Tadel.
Fazit:
Diese Oper hat eine eigene Produktion verdient und v. a. eine größere
Reputation, ganz zu schweigen von einem charismatischen Tenor... WFS
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