Nicht,
daß es den zweiten Teil des Traditionsgespannes nicht gegeben hätte -
aber zwei für beide Teile angesetzte Protagonisten veranlaßten mich, das
Haus in der Pause zu verlassen.
Der
eine war der auch als Canio angesetzte Franco FARINA, dem als temperamentlos
agierender Turridu (vorzugsweise mit der linken Hand in der Hosentasche)
schlicht die gesangstechnischen Voraussetzungen für die zum Teil unangenehm
im Passaggio angesiedelte Partie fehlten. Schon durch die "Siciliana"
kam er nur mit reichlich Druck und ungefährer Intonation, die Spitzentöne
waren praktisch alle deutlich zu tief, und für das Trinklied fehlte ihm
selbst im eingeschlagenen Schneckentempo die Beweglichkeit.
Leider
lief nicht nur diese Stelle extrem langsam ab. So fad, dünn und verwaschen
im Klang wie unter Michael GÜTTLER habe ich das Werk wohl kaum je gehört.
Dem mir von einigen Arien-Abenden her als durchaus ordentlichem Begleiter
in Erinnerung gebliebenen Dirigenten schien hier jeglicher Sinn für einen
spannungsvollen, dramatisch zupackenden Aufbau abhanden gekommen zu sein.
Und die anscheinend nicht geforderten Musiker im Graben verrichteten Dienst
nach Vorschrift.
Da
obendrein der stimmlich grundsolide, optisch aber stocksteife Alfio von
Andrzej DOBBER wenig Hoffnung auf einen wirklich überzeugenden Tonio machte
- siehe oben.
Gelohnt
hat sich der Besuch immerhin wegen der Santuzza von Marianne CORNETTI;
auch sie keine große Darstellerin, aber immerhin mit Persönlichkeit gesegnet
- und obendrein mit einem voluminösen, gekonnt und differenziert eingesetzten
Mezzo, der nur in den wenigen Sopranhöhen an Grenzen stieß.
Cristina
DAMIAN überzeugte als flotte Lola, während ich mit der Lola früherer Vorstellungen,
Renate SPINGLER, die nun als Mamma Lucia in die Produktion von Giancarlo
DEL MONACO zurückkehrte, diesmal nicht recht glücklich war. Sie spielte
und sang tadelsfrei, aber ihrem hellen Mezzo fehlt hier der pastose, mütterlich
Klang, und obendrein wirkt sie einfach zu jung. HK
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