Ein
vereinzelter "Liebestrank", noch dazu weitgehend mit Nachwuchskräften
besetzt, ist offenbar nichts, was die Hamburger an einem lauen Montagabend
in die Oper lockt. Und so gingen mindestens zwei Rollendebüts (möglicherweise
sogar drei, beim Bariton bin ich mir nicht sicher) vor halbleerem Haus
über die Bühne.
Interessiert
hatte mich vor allem Vida MIKNEVICIUTE, Mitglied des Opernstudios und
Gewinnerin des diesjährigen Robert-Stolz-Operetten-Wettbewerbs, die mir
bisher in kleineren Partien höchst positiv aufgefallen war. So recht bestätigen
wollte sich dieser Eindruck bei der Adina leider nicht, was allerdings
in Teilen mehr eine Frage des Timbres als des Könnens war; die besonders
obertonreiche und damit ausgesprochen tragfähige, aber auch extrem helle
Stimme klang für die Partie doch arg soubrettig und ohne jegliche lyrische
Grundierung. Und in den Höhen erschien die Durchschlagskraft doch häufiger
als osteuropäische Schärfe, weil die Töne zu gerade kamen. Rein technisch
gesehen war es ansonsten tadellos gesungen, das Organ sitzt gleichmäßig
in allen Lagen, die Läufe kommen sauber und musikalisch ist sie auch.
Verbessert werden müßte allerdings die Diktion - aber eine Leistung, die
auch nur in die Nähe von Perfektion gekommen wäre, wäre bei der ersten
großen Rolle an einem großen Haus (und das in einer Repertoirevorstellung)
auch ein Wunder gewesen - was natürlich für alle Debütanten des Abends
gilt.
Jun-Sang
HAN gehört bereits zum festen Ensemble, war aber bisher über den Malcolm
nicht hinausgekommen; ein Nemorino mit Stilgefühl, schön warmem Timbre
und hervorragender Aussprache. Dafür gab es etliche Wischer in den Läufen.
Vor allem aber sollte er sich davor hüten, die Stimme größer zu machen
als sie ist, im Forte kam es immer wieder zu Intonationstrübungen.
Ohne
jeglichen Fehl und Tadel sang Oleg ROMASHYN den Belcore - und trotzdem
blieb er blaß, weil das Organ einfach zu klein für das Haus ist, und er
allein aus diesem Grund gezwungen ist, dynamisch ziemlich einförmig durchzusingen,
schade eigentlich.
Der
einzige Routinier des Abends war Renato GIROLAMI, der mit einem nicht
nur köstlich gespielten, sondern vor allem wirklich gesungenen (und nicht
nur deklamierten) Dulcamara, der sich auch einigen überraschend lyrische
Phrasen gönnte, absahnte; letztlich kein Wunder bei fünfzehn Jahren Vorsprung
an Erfahrung.
Am
Pult stand Florian CSIZMADIA, seines Zeichens eigentlich Chordirektor
des Hauses und damit von Seiten der Intendanz wohl vor allem als billige
Lösung im Rahmen der italienischen "Spieloper" eingesetzt. Umso erfreulicher,
daß er sich musikalisch keineswegs als "Billiglösung" entpuppte. Die Tempi
waren in sich stimmig und gleichzeitig auf die Fähigkeiten der Sänger
abgestimmt, und bei aller Vergnüglichkeit ließ er auch Raum für melancholische
Zwischentöne, die gerade diesem heiteren Donizetti für meine Ohren gut
anstehen.
Die
HAMBURGER SYMPHONIKER ließen sich auf diese Weise ein paar delikate Soli
entlocken und spielten insgesamt recht präzise; nur die "Banda" im zweiten
Akt klang so, wie man es von einer Dorfkapelle an einem lauen Montagabend
erwartet…. HK
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