Gründlich
umbesetzt gegenüber der Premiere präsentierte sich die Hamburger "Arabella"
im Februar. Das verschob die Gewichtungen, auch wenn es zu einer Aufwertung
der eher faden Inszenierung "nach Sven-Eric BECHTOLF" kaum beitrug.
Star
des Abends war zweifellos Anja HARTEROS als gut aussehende, in Bewegung
wie Stimme sehr jugendliche Arabella, der man die Mischung aus unbekümmertem
Überschwang und Nachdenklichkeit abnahm. Vielleicht war sie nicht so textintensiv
wie die Premierenbesetzung, aber dafür besaß sie eine Leichtigkeit in
der Höhe und den großen Bögen, die dafür mehr als Entschädigung war. Mit
eben dieser Leichtigkeit tat sich die eingesprungene Margareta KLOBUCAR
als Zdenka schwer, ein überzeugender Bub mit großer Wortdeutlichkeit und
angenehmem Timbre in der Mittellage. Nach oben hin aber wurde es scharf
und unschön.
Einen
ausgesprochenen Gegenpol zur Premiere bildete Thomas J. MAYER mit seinem
Mandryka, ein eher langsam wirkender, eckiger Typ, der dann unverhofft
explodiert und gewaltig Temperament entwickelt, dazu mit warmem Timbre
und sehr ausgeglichen in den Registern. Nur das Metall fehlt, um in den
Ausbrüchen das Haus wirklich füllen zu können, da wurde er des öfteren
vom Orchester überdeckt.
Allerdings
verwechselte Cornelius MEISTER in der Dynamik mitunter "Arabella" und
"Elektra". Und die Walzer hatten schon arg norddeutschen Holzpantinencharme.
Es ist ja ehrenwert, mit der Betonung der orchestralen Dissonanzen einer
übergroßen Sentimentalität entgegensteuern zu wollen, aber was bleibt,
wenn der Wiener Schmäh so gänzlich abgeht?
Mathias
KLINK wiederholte seinen ebenso unsympathisch gespielten wie gut gesungenen
Matteo ebenso wie Jürgen SACHER seinen wieder etwas höhenknappen, aber
sicher bewältigten Elemer. Und auch Arthur KORN war wieder dabei als komödiantischer
wiewohl reichlich alt klingender Waldner. Die Adelaide lag diesmal in
den Händen von Katja PIEWECK, die bei solider stimmlicher Leistung als
Figur sehr blaß blieb. Neu auch Louise FRIBO als etwas kleinstimmige,
aber technisch tadelsfreie Fiakermilli, was bei der Partie eine ganze
Menge ist. Hartmut Kühnel
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