Die
Ulrich WENK-Inszenierung ist der absolute Oldie im Repertoire der Staatsoper
Hamburg; fünfundvierzig Jahre, zwei Monate und sechzehn Tage alt wurde
sie an diesem Abend. Und sie funktioniert immer noch, was bemerkenswert
ist, denn bei so mancher moderner Regie stellen sich schon nach zwei Jahren
Alterserscheinungen an.
Ich
weiß nicht, warum Hellen KWON es sich antut, die Cio-Cio-San zu singen.
Ihr fehlen die notwendigen Voraussetzungen dafür. Die Stimme schwingt
nicht weit genug, um die für Puccini-Heroinen unerläßlichen weiten Bögen
ausreichend klingen zu lassen. Dafür werden dann die Höhen schrill und
spitz herausgestoßen. Wird es dramatisch, forciert die Sängerin, bei "Un
bel vedremo" hat man das Gefühl, daß am Ende einfach der Atem fehlt. Daß
es unter diesen Umständen keine Interpretation der Rolle geben kann, versteht
sich von selbst.
Ihrem
Pinkerton Massimiliano PISAPIA hätte man eine bessere Partnerin gewünscht,
denn was dem Sopran fehlte, verströmte er im Überfluß: einen schier unendlichen
Atem, Spitzentöne von superber Sicherheit, saubere Diktion und dazu auch
noch ein lebendiges Spiel mit spontanen Einfällen, so etwa beim Trinken
des offenbar wenig wohlschmeckenden Hochzeitstrankes. War er auf der Bühne,
schien er auch die Kollegen anzustecken, was leider dazu führte, daß der
zweite Akt sich dann arg zog.
Jan
BUCHWALD war ein Sharpless ohne stimmlichen Tadel, allerdings von der
Stimmfarbe wenig italienisch klingend (eigentlich merkwürdig, bei Rossini
oder Donizetti bringt er diese durchaus mit). Deborah HUMBLE machte viel
aus der Suzuki, der sie ihren angenehmen Mezzo lieh, mit der sie ihrer
Herrin gelegentlich die Show stahl. Ladislav ELGR machte als Goro eine
gute, angemessen kriecherische, Figur und klang deutlich gesünder als
zuletzt im "Rheingold".
Trine
WILSBERG LUND reihte sich ein in die lange Schlange überbesetzter Kates,
Moritz GOGG gab Yamadori in dessen kurzer Szene ausreichend Profil, und
als Onkel Bonze verstieß Carsten WITTMOSER seine Nichte tonschön und mit
viel Autorität.
Besonders
erwähnt werden muß noch die Leistung von Ylva-Merline GRAU als Butterflys
Kind, die mit einer solchen Natürlichkeit spielt, daß man ihr mehr Aufmerksamkeit
schenkt, als ihrer Bühnenmutter. Sie ist eine würdige Nachfolgerin der
in dieser Rolle schon legendären Agnes Hussek.
Stefan
SOLTESZ bemühte sich knapp zwei Akte lang meist erfolgreich um eine sängerfreundliche
Begleitung, um dann im letzten Bild ins Gegenteil zu verfallen. Ansonsten
setzte er am Pult der PHILHARMONIKER keine großen Akzente, hielt jedoch
immerhin Bühne und Graben zusammen, so daß Unfälle ausblieben. Das große
Seelendrama fand mangels adäquater Hauptdarstellerin weder auf der Bühne,
noch im Orchester statt. MK
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