Es
gibt Inszenierungen, die altern nicht. Jean-Pierre PONNELLEs dreißig Jahre
alter "Liebestrank" gehört eindeutig dazu. Die Regie ist dem Grunde nach
erstaunlich intakt, und selbst beim ungefähr zwanzigsten Besuch hat man
noch Spaß an den vielen Kleinigkeiten.
Das
Ausmaß des Spaßes hängt natürlich von der jeweiligen Besetzung ab, und
an diesem Abend wurde man geradezu verwöhnt, was Spielfreude und Temperament
angeht. Sogar Ha Young LEE, bei der mir in der Vergangenheit immer wieder
die Identifikation mit ihren Rollen fehlte, kam als Adina aus sich heraus.
Sie sang sauber, spielte angemessen und ließ nur an anderthalb Stellen
eine etwas dünne Höhe hören. Es wäre erfreulich, wenn diese Entwicklung
weitergehen würde.
Den
Vogel schoß Nemorino James VALENTI ab, der mit schöner Phrasierung, immer
deutlicher Diktion, einem angenehmen Timbre und sicheren Spitzentönen
schon stimmlich eine überzeugende Besetzung darstellte. Dazu kam eine
absolut überbordende Spielfreude, die man ihm zunächst so gar nicht zugetraut
hätte. Absolut unvergeßlich bleibt die Luftgitarrennummer mit der Liebestrankflasche.
In der in dieser Inszenierung so wichtigen B-Note (Schafbehandlung) verdient
er eine 1+ mit Sternchen; der erste Nemorino, der mit dem Stoffschaf ein
Picknick veranstaltete…
Alfonso
ANTONIOZZI kämpfte als Dulcamara in seiner Auftrittskavantine mit der
korrekten Intonation, was sich jedoch im Anschluß sofort legte. Und als
Type war er einfach unbezahlbar, ein Bild von einem italienischen Quacksalber,
immer große Töne spuckend, auch wenn man gerade so gar keine Ahnung hat.
Sein Zusammenspiel mit Valenti war zwerchfellerschütternd.
Oleg
ROMASHYN (Belcore) hat eine schöne Stimme, die sicherlich an einem etwas
kleineren Haus noch besser zur Geltung kommen würde. Er ist jedoch klug
genug, nicht zu versuchen, die Stimme künstlich zu vergrößern. Im Spiel
ist er angenehm, ohne zu sehr den gockelnden Sergeanten zu überzeichnen.
Christiane
KARG setzte das hohe Niveau der Gianettas in dieser Produktion nahtlos
fort.
Simon
HEWETT setzte auf schnelle, teilweise sogar zu schnelle Tempi, die gelegentlich
auf der Bühne den einen oder anderen Sänger ins Schwanken brachten. Das
ORCHESTER war bestens aufgelegt, und der CHOR zeigte sich, im Gegensatz
zur parallelen "Macbeth"-Serie, von seiner besten Seite. MK
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