"L'ELISIR D'AMORE" - 26. Mai 2008

Es gibt Inszenierungen, die altern nicht. Jean-Pierre PONNELLEs dreißig Jahre alter "Liebestrank" gehört eindeutig dazu. Die Regie ist dem Grunde nach erstaunlich intakt, und selbst beim ungefähr zwanzigsten Besuch hat man noch Spaß an den vielen Kleinigkeiten.

Das Ausmaß des Spaßes hängt natürlich von der jeweiligen Besetzung ab, und an diesem Abend wurde man geradezu verwöhnt, was Spielfreude und Temperament angeht. Sogar Ha Young LEE, bei der mir in der Vergangenheit immer wieder die Identifikation mit ihren Rollen fehlte, kam als Adina aus sich heraus. Sie sang sauber, spielte angemessen und ließ nur an anderthalb Stellen eine etwas dünne Höhe hören. Es wäre erfreulich, wenn diese Entwicklung weitergehen würde.

Den Vogel schoß Nemorino James VALENTI ab, der mit schöner Phrasierung, immer deutlicher Diktion, einem angenehmen Timbre und sicheren Spitzentönen schon stimmlich eine überzeugende Besetzung darstellte. Dazu kam eine absolut überbordende Spielfreude, die man ihm zunächst so gar nicht zugetraut hätte. Absolut unvergeßlich bleibt die Luftgitarrennummer mit der Liebestrankflasche. In der in dieser Inszenierung so wichtigen B-Note (Schafbehandlung) verdient er eine 1+ mit Sternchen; der erste Nemorino, der mit dem Stoffschaf ein Picknick veranstaltete…

Alfonso ANTONIOZZI kämpfte als Dulcamara in seiner Auftrittskavantine mit der korrekten Intonation, was sich jedoch im Anschluß sofort legte. Und als Type war er einfach unbezahlbar, ein Bild von einem italienischen Quacksalber, immer große Töne spuckend, auch wenn man gerade so gar keine Ahnung hat. Sein Zusammenspiel mit Valenti war zwerchfellerschütternd.

Oleg ROMASHYN (Belcore) hat eine schöne Stimme, die sicherlich an einem etwas kleineren Haus noch besser zur Geltung kommen würde. Er ist jedoch klug genug, nicht zu versuchen, die Stimme künstlich zu vergrößern. Im Spiel ist er angenehm, ohne zu sehr den gockelnden Sergeanten zu überzeichnen.

Christiane KARG setzte das hohe Niveau der Gianettas in dieser Produktion nahtlos fort.

Simon HEWETT setzte auf schnelle, teilweise sogar zu schnelle Tempi, die gelegentlich auf der Bühne den einen oder anderen Sänger ins Schwanken brachten. Das ORCHESTER war bestens aufgelegt, und der CHOR zeigte sich, im Gegensatz zur parallelen "Macbeth"-Serie, von seiner besten Seite. MK