Es
gibt Opern, bei denen man sich fragt, weshalb sie so unbekannt sind, während
man sich bei anderen fragt, weshalb alle Welt sie so hoch jubelt. Für
mich ist es immer wieder eine Freude, neue Werke zu entdecken. Dieses
ist mir nun bei der konzertanten Aufführung von Richard Strauss' "bukolischer
Tragödie" Daphne passiert. Hätte ich vor dieser Saison nicht gedacht,
daß mir außer Salome, Elektra und Teilen der "FroSch" kein Werk gefallen
könne, wurde ich eines besseren belehrt. Es ist eine sehr lyrische Oper,
die trotz großen Orchesters nicht übermäßig opulent wirkt.
Am
Pult der HAMBURGER PHILHARMONIKER vermochte Simone YOUNG erneut einen
herrlichen Klang zu erzeugen. Es wirkt bei ihr immer so, wie ich es mir
wünsche. An diesem Abend war mir das Orchester jedoch ein wenig zu laut.
Aber das kann auch daran liegen, daß Young bislang keine Erfahrung mit
einer konzertanten Aufführung an diesem Haus hatte.
In
der Titelpartie war Emily MAGEE zu hören, deren Stimme auf diese Rollen
sicher sehr gut paßt. Aber ich vermißte doch so einiges, z.B. eine Interpretation.
In welcher Sprache sie sang, wird wohl auf ewig ihr Geheimnis bleiben...
Dabei hätte man aus einer so großen und schönen Partie so viel machen
können.
Als
Leukippos konnte Michael SCHADE mich nicht wirklich überzeugen. Ihm fehlte
irgendwie die richtige Dramatik und das Idiom.
Ganz
anders war es da Scott MacALLISTERs Apollo bestellt. Er sang ihn mit seinem
obertonreichen, durchschlagkräftigen Heldentenor mit großem Ausdruck.
Doch auch die leisen Töne beherrscht er mit traumwandlerischer Sicherheit.
Sein hauchzartes, feinfühliges "Hörst du Geliebte" war einfach zum Dahinschmelzen.
Der
"Baß-Veteran" Harald STAMM war ein unangefochtener Peneios. Auch als Typ
paßte er perfekt. Marjana LIPOVSEK gab seine Gattin Gaea mit eindrucksvoll
orgelnder Autorität.
Moritz
GOGG, Ladislav ELGR, Dominik KÖNINGER und Wilhelm SCHWINGHAMMER als Schäfer
klangen sehr homogen. Trine WILSBERG LUND und Brenda PATTERSON (Mägde)
standen dem in Nichts nach. WFS
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