Die
neue Spielzeit begann für mich diesmal mit einer "Tosca"-Aufführung an
der Hamburgischen Staatsoper. In Hauszeitschrift war hierzu angekündigt
worden, daß das Warten für die Fans von Salvatore LICITRA endlich vorbei
sei.
Man
hätte selbige noch warten lassen können, denn leider vermochte es gerade
dieser Tenor nicht, mit seiner Interpretation des Cavaradossi zu überzeugen.
In den ersten beiden Akten wurde man den Eindruck nicht los, der Tenor
biete nur mehr eine Präsentation auf Sparflamme. In der Mittellage wurde
geschlampt, die zumeist überlang gehaltenen hohen Töne klappten nicht
immer (besonders der letzte "Vittoria"-Ton klang unschön) und nach einer
Rolleninterpretation suchte man meist vergeblich. Hinzu kam eine stellenweise
recht freie Textwiedergabe.
Alles
lief also auf den letzten Akt und "E lucevan le stelle" hinaus, so die
Pausenvermutung - und richtig: Licitra lieferte eine effektvoll gesungene
letzte Arie und wurde entsprechend bejubelt. Begeisterung bei den Fans,
aber mir war es einfach zu wenig.
Paoletta
MARROCU (Tosca) hatte stimmlich keinen besonders guten Abend. Vieles klang
mühsam, einiges gar gefährdet. Schade, denn ihre Tosca hatte Temperament,
war divenhaft, wenn nötig, und anschmiegsam, wenn es gefragt war. In einer
besseren Verfassung hätte es sicherlich ein großer Abend werden können.
Dem
Scarpia des Abends, Marco VRATOGNA, fehlte es eigentlich nur an dem letzten
Quentchen Verschlagenheit. Manchmal wirkte er einfach zu lethargisch,
dabei blitzte gerade in den Szenen mit Tosca ein entsprechendes Temperament
immer wieder auf. Seine Stimme ist der Partie durchaus gewachsen und mit
ein wenig mehr Schneid dürfte hier noch einiges drin sein.
So
war also an den hausinternen Kräften, dem Abend den entsprechenden Glanz
zu verleihen. Die Staatsoper punktete dann denn auch mit einer stimmgewaltigen
Baß-Armada. Da gab es Carsten WITTMOSER als Sagrestano mit einem Feuerwerk
an Komik, das man bei ihm nie vermutet hätte. Wilhelm SCHWINGHAMMER holte
aus der Partie des Angelotti alles heraus, Jürgen STAHL bot einen kurzweiligen
Schließer, und schließlich stellte sich das Mitglied des Opernstudios
Dominik KÖNNINGER als Sciarrone mit einer höchst achtbaren Leistung vor.
Frieder STRICKER ergänzte als erwartungsgemäß spielstarker Spoletta.
Geleitet
wurde der Abend von Simone YOUNG. Sie begeisterte mit einen farben- wie
tempireichen Interpretation, die nicht eine Sekunde Repertoireroutine
aufkommen ließ. Die PHILHARMONIKER HAMBURG präsentierten sich gut gelaunt
und korrekt spielend. AHS
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