Im
Rahmen der Mozart-Wochen stand auch wieder die Pet HALMEN-Produktion von
"Don Giovanni" auf dem Programm. Die in der Halle eines Hotels inklusive
Billardtisch bzw. in den Zimmerfluchten des Hotels spielende Inszenierung,
bei der Halmen für Regie und Ausstattung zeichnet, ist bei der Premiere
nicht der große Wurf gewesen, und auch mit dem Abstand der seitdem vergangenen
Jahre kann man keine großen Aufreger entdecken, weder im negativen noch
im positiven Sinne.
In
der Titelrolle war Nicola ULIVERI zu hören. Er macht seine Sache gut,
aber es fehlt das letzte Quentchen an Eleganz in der Stimmführung. Die
Stimme verfügt nicht über ein so exquisites Timbre, daß sie von sich aus
betörend ist, und (noch) gelingt es Uliveri nicht, dies durch Phrasierung
oder pianissimi auszugleichen. Zugute kommt ihm allerdings, daß er sich
zu bewegen weiß und durchaus rollendeckend ausschaut. Jonathan LEMALU
(Leporello) konnte großen Applaus abräumen, doch für meinen Geschmack
blieb er zu eindimensional. Für einen "Giovanni-Lehrling" fehlte es ihm
an stimmlicher Beweglichkeit, für einen clownesken Diener war er zu wenig
komisch. Die Stimme war teilweise steif geführt, die Registerarie verpuffte
ziemlich. Wie es Elvira zudem schaffen konnte, Herrn und Diener ob ihrer
Erscheinung zu verwechseln, könnte nur durch einen Besuch beim Augenarzt
beantwortet werden.
Saimir
PIRGU zügelte rollenkonform als Ottavio sein überbordendes Bühnentemperament
etwas, bewies aber aufs Neue, daß er einer der interessantesten jungen
Tenöre ist. Die Stimme strömt mit einem edlen Timbre mühelos, die Koloraturen
kommen ohne jeden Makel, und die Phrasierung besitzt sinnlichen Reiz.
Svella VASSILEVA als Donna Anna hat Power. Von der Figur der Sängerin
eher eine schmale, fast zerbrechliche Erscheinung ist die Stimme groß
und voluminös. Daß sie dabei gelegentlich in den Spitzentönen über das
Ziel hinausschießt, läßt sich sicherlich beheben, denn als Charakter war
sie jenseits der Trauerweide eine Frau aus Fleisch und Blut.
Wer
Miriam GORDON-STEWART vor der Sommerpause als enttäuschende Nedda erlebt
hatte, konnte an diesem Abend kaum glauben, daß jetzt die gleiche Sängerin
auf der Bühne stand. Ohne jede Sprödigkeit in der Stimme sang sie eine
fulminante Elvira mit sicheren Koloraturen und darstellerischer Autorität,
die zu keinem Moment bezweifeln ließ, daß sie die legitime Ehefrau des
Schurken ist.
Gabriele
ROSSMANITH ist als Zerlina eine echte Bank, bombensicher in jedem Ton,
bezaubernd, kokett, aber niemals übertreibend. Trotzdem macht sie großen
Effekt und ist immer präsent. Wilhelm SCHWINGHAMMERs Masetto kämpfte in
seiner ersten Szene mit dem Rhythmus, zwischendurch fing er sich wieder,
aber vollkommen sicher wurde er den Abend über nicht mehr. Der Stimme
fehlt etwas, das in Erinnerung bleibt. Als optisch natürlich deutlich
zu jungem Commendatore imponierte Tigran MATIROSSIAN mit profunden, herrischen
Baßtönen.
Lawrence
FOSTER am Pult bevorzugt einen eher romantischen Mozart, ein sehr schlankes,
anämisches Musizieren ist seine Sache nicht. Der Partitur, von den PHILHAMONIKERN
animiert dargeboten, bekommt das gar nicht schlecht, denn die Sinnlichkeit
kommt so besser heraus. Der CHOR erledigte seine Aufgaben makellos. MK
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