"L'ELISIR D'AMORE" - 13. April 2006

Nachdem in den vergangenen Jahren die wunderschöne Produktion des Ponnelle-"Liebestrankes" regelmäßig an schlechten Besetzungen litt, kehrte man nun zurück zur Tradition, die (meisten) Rollen hochklassig zu besetzen.

Saimir PIRGU ist als Nemorino ein echter Gewinn. Da steht ein junger Sänger auf der Bühne, der sicht- und hörbar Spaß an der Rolle hat und voll von spontanen Einfällen ist. Er verfügt über eine wunderschön timbrierte, warme Tenorstimme, die nicht nur höhensicher ist, sondern auch große Pianokultur besitzt. Er gesellt sich ohne weiteres zu den großen Nemorinos, die in dieser Inszenierung sich in den achtziger und neunziger Jahren die Klinke in die Hand gaben.

Zu bemängeln ist allerdings seine Behandlung des (Stoff-) Schafes. Nachdem er es am ersten Abend der Serie (10.) sogar getreten hatte, blieb es an diesem Abend bei Schafsvernachlässigung beklagenswerter Art, was leider Abzüge in der B-Note mit sich bringt.

Ekaterina SIURINA ist ihm in Gesang und Spiel als Adina ebenbürtig. Ihre Koloraturen kommen mühelos, werden aber niemals zum Selbstzweck à la "Guckt mal, was ich kann", sie findet die richtige Mischung aus Kratzbürstigkeit und liebender junger Frau. Sie zeigte, wie man weiblicher Dreh- und Angelpunkt eines Abends sein kann und sich trotzdem ungekünstelt in den Dienst der Rolle stellt. Der Wandel ihrer Adina war glaubhaft, deren Liebe zu Nemorino echt.

Eine besonders erfreuliche Überraschung war, daß Pavel BARANSKY, so er sich traut, unglaublich komisch sein kann. Sein Belcore, irgendwo zwischen Gockel und Filou angesiedelt, bestach mit selbstironisch gesungenen Koloraturen und stimmlicher Sicherheit. Die Fortschritte des jungen Baritons seit Beginn dieser Spielzeit scheinen mit Siebenmeilenstiefeln gemacht. Großartig war das Duett mit Nemorino, daß beiden Sängern augenscheinlich so viel Spaß brachte wie dem Publikum.

Zu diesem Trio gesellte sich Agnieszka TOMASZEWSKA, Mitglied des Opernstudios, als Gianetta, aus der sie mehr macht, als die Rolle eigentlich hergibt. Sie vermochte, sich in jeder ihrer Szenen das Niveau der anderen zu halten und glänzte bei "Saria Possibile?".

Was den Abend allerdings daran hinderte, ein ganz großer zu werden, war der Dulcamara von Bernd WEIKL. Neben einem Italienisch, das selbst einem Zuhörer, der vielleicht nur Grundkenntnisse besitzt, die Haare zu Berge stehen lassen dürfte, fehlte es ihm an so ziemlich allen, was zum Gelingen dieser Partie nötig ist: eine parlandosichere und -fähige Stimme, Witz, Charme und Tempo. Hinzu kam, daß er an etlichen Stellen rhythmisch ungenau war.

Simon HEWETT mühte sich trotzdem, auch dieser Form von Interpretation (?) eine Möglichkeit zu geben. Daß dies fehlschlug, ist dem Dirigenten wahrlich nicht anzulasten, denn allen anderen auf der Bühne war er ein optimaler Begleiter. Die PHILHARMONIKER HAMBURG spielen seit dieser Saison auch im italienischen Fach wieder mit Lust und Laune.

Der CHOR DER HAMBURGISCHEN STAATSOPER (Leitung: Florian CSIZMADIA) war in Höchstform. MK & AHS