Nachdem
in den vergangenen Jahren die wunderschöne Produktion des Ponnelle-"Liebestrankes"
regelmäßig an schlechten Besetzungen litt, kehrte man nun zurück zur Tradition,
die (meisten) Rollen hochklassig zu besetzen.
Saimir
PIRGU ist als Nemorino ein echter Gewinn. Da steht ein junger Sänger auf
der Bühne, der sicht- und hörbar Spaß an der Rolle hat und voll von spontanen
Einfällen ist. Er verfügt über eine wunderschön timbrierte, warme Tenorstimme,
die nicht nur höhensicher ist, sondern auch große Pianokultur besitzt.
Er gesellt sich ohne weiteres zu den großen Nemorinos, die in dieser Inszenierung
sich in den achtziger und neunziger Jahren die Klinke in die Hand gaben.
Zu
bemängeln ist allerdings seine Behandlung des (Stoff-) Schafes. Nachdem
er es am ersten Abend der Serie (10.) sogar getreten hatte, blieb es an
diesem Abend bei Schafsvernachlässigung beklagenswerter Art, was leider
Abzüge in der B-Note mit sich bringt.
Ekaterina
SIURINA ist ihm in Gesang und Spiel als Adina ebenbürtig. Ihre Koloraturen
kommen mühelos, werden aber niemals zum Selbstzweck à la "Guckt mal, was
ich kann", sie findet die richtige Mischung aus Kratzbürstigkeit und liebender
junger Frau. Sie zeigte, wie man weiblicher Dreh- und Angelpunkt eines
Abends sein kann und sich trotzdem ungekünstelt in den Dienst der Rolle
stellt. Der Wandel ihrer Adina war glaubhaft, deren Liebe zu Nemorino
echt.
Eine
besonders erfreuliche Überraschung war, daß Pavel BARANSKY, so er sich
traut, unglaublich komisch sein kann. Sein Belcore, irgendwo zwischen
Gockel und Filou angesiedelt, bestach mit selbstironisch gesungenen Koloraturen
und stimmlicher Sicherheit. Die Fortschritte des jungen Baritons seit
Beginn dieser Spielzeit scheinen mit Siebenmeilenstiefeln gemacht. Großartig
war das Duett mit Nemorino, daß beiden Sängern augenscheinlich so viel
Spaß brachte wie dem Publikum.
Zu
diesem Trio gesellte sich Agnieszka TOMASZEWSKA, Mitglied des Opernstudios,
als Gianetta, aus der sie mehr macht, als die Rolle eigentlich hergibt.
Sie vermochte, sich in jeder ihrer Szenen das Niveau der anderen zu halten
und glänzte bei "Saria Possibile?".
Was
den Abend allerdings daran hinderte, ein ganz großer zu werden, war der
Dulcamara von Bernd WEIKL. Neben einem Italienisch, das selbst einem Zuhörer,
der vielleicht nur Grundkenntnisse besitzt, die Haare zu Berge stehen
lassen dürfte, fehlte es ihm an so ziemlich allen, was zum Gelingen dieser
Partie nötig ist: eine parlandosichere und -fähige Stimme, Witz, Charme
und Tempo. Hinzu kam, daß er an etlichen Stellen rhythmisch ungenau war.
Simon
HEWETT mühte sich trotzdem, auch dieser Form von Interpretation (?) eine
Möglichkeit zu geben. Daß dies fehlschlug, ist dem Dirigenten wahrlich
nicht anzulasten, denn allen anderen auf der Bühne war er ein optimaler
Begleiter. Die PHILHARMONIKER HAMBURG spielen seit dieser Saison auch
im italienischen Fach wieder mit Lust und Laune.
Der
CHOR DER HAMBURGISCHEN STAATSOPER (Leitung: Florian CSIZMADIA) war in
Höchstform. MK & AHS
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